Neckar-Odenwald-Kreis

Walldürn-Hornbach verabschiedet sich: Traditionsgasthaus ‘Zum Lamm’ schließt endgültig

Nach fast 40 Jahren schließen Margit und Dieter Herkert am 30. Oktober 2024 ihr Traditionsgasthaus „Zum Lamm“ in Walldürn-Hornbach, was für die Dorfgemeinschaft einen emotionalen Verlust darstellt, da sie die letzte Gaststätte des Dorfes verlieren.

Das Gasthaus „Zum Lamm“ in Walldürn-Hornbach wird am 30. Oktober 2024 seine Türen für immer schließen. Inhaber Margit und Dieter Herkert haben nach 37 Jahren beschlossen, das traditionsreiche Wirtshaus aufzugeben. Seit 1987 ist die Familie in der fünften Generation für die kulinarische Versorgung des kleinen Dorfes verantwortlich. Für die Gäste des Hauses ist diese Entscheidung ein großer emotionaler Verlust.

Die Herkerts, die das Gasthaus über so viele Jahre prägten, teilen ihre Gedanken in einem emotionalen Statement mit: „Der letzte Tag ist definitiv der 30. Oktober.“ Diese Nachricht sorgt bei den Stammgästen für Bestürzung, viele haben über die Jahrzehnte hinweg eine enge Bindung zu den Betreibern und dem Gasthaus aufgebaut. Da das „Lamm“ die einzige Gaststätte in Hornbach ist, bedeutet die Schließung nicht nur für die Herkerts, sondern für die gesamte Dorfgemeinschaft einen großen Einschnitt.

Das Ende einer Ära im Wirtshaus

Dieter Herkert beschreibt seine lange Zeit in der Küche des Gasthauses als „Knochenjob“, aber auch als erfüllend. Die umfangreiche Vorbereitung für die Gerichte erfordere viel Zeit und Mühe, doch der Kontakt mit den Gästen sei das, was die Arbeit so besonders mache. „Wenn es nach den Gästen geht, könnten wir noch 20 Jahre weitermachen“, sagt er. Es ist eine sentimentale Abschiedsstimmung, die sich nicht nur um das Ende des Lokals, sondern auch um die Vielzahl an Erinnerungen und Begegnungen dreht, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben.

Seine Frau Margit ergänzt: „Gerne hätte ich noch ein paar Jahre gemacht.“ Für sie sind die täglichen Interaktionen mit den Gästen von unschätzbarem Wert. Viele Besucher sind von Anfang an dabei gewesen, seit die Herkerts das Gasthaus 1987 von Josefine und Erwin Herkert übernahmen. Diese Bindungen zu schaffen und zu erhalten, war ein zentraler Bestandteil ihrer Arbeit und hat das Wirtshaus zu einem besonderen Ort für die Dorfbewohner gemacht.

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Tradition und Geschichte des Gasthauses

Das „Lamm“ hat eine lange und interessante Geschichte. Es wurde bereits 1930 von Dieter Herkerts Großvater Alois erbaut. Ursprünglich stand neben dem heutigen Gasthaus ein kleineres Gebäude, das den Bedürfnissen der damaligen Zeit nicht mehr gerecht werden konnte. Die Entscheidung, den Betrieb fortzuführen, war für die Familie eine Herzensangelegenheit, und die nun bevorstehende Schließung markiert das Ende einer traditionsreichen Gastronomie.

Die Suche nach einem Nachfolger, der das Gasthaus übernehmen und weiterführen könnte, gestaltet sich als schwierig. Zurzeit gibt es keinen konkreten Interessenten, der die Tradition des „Lamm“ fortsetzen möchte. Dies wirft die Frage auf, wie viele andere kleine Wirtshäuser und Familienbetriebe in der Region ähnliche Schicksale teilen und ob diese Traditionshäuser auch künftig in der Gastronomielandschaft erhalten bleiben können.

Die Schließung des „Lamm“ ist nicht nur ein Verlust für das Wirtshaus selbst, sondern sendet auch ein Signal über die Herausforderungen, mit denen inhabergeführte Gastronomien in ländlichen Gebieten konfrontiert sind. Das Wegbrechen kleinerer Betriebe könnte allmählich eine Zunahme der Uniformität in der Gastronomie mit sich bringen, da größere Ketten möglicherweise mehr Raum in der Branche einnehmen.

Ein Blick in die Zukunft

Der Abschied von „Zum Lamm“ ist nicht nur ein persönlicher Verlust für die Herkerts und ihre treuen Gäste, sondern stellt auch die große Frage nach der Zukunft ähnlicher Wirtshäuser auf. Es bleibt abzuwarten, ob es für das Gasthaus, das mit seinem Charme und seiner Geschichte tief verwurzelt ist, eine Möglichkeit gibt, neu belebt zu werden. In der heutigen Zeit, in der traditionelle Werte oft in den Hintergrund gerückt werden, ist es umso wichtiger, die Bedeutung solcher Einrichtungen zu erkennen und zu bewahren.

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Die Schließung des Gasthauses „Zum Lamm“ ist nicht nur ein Verlust für die Familie Herkert, sondern wirft auch ein Licht auf die Herausforderungen, mit denen die Gastronomie in Deutschland konfrontiert ist. Insbesondere in ländlichen Regionen gibt es einen Rückgang traditioneller Gasthäuser. Laut einer Studie des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) waren 2022 etwa 44% der Gastronomiebetriebe in ländlichen Gegenden von Schließungen betroffen. Dies ist auf eine Kombination aus Fachkräftemangel, steigenden Betriebskosten und sich verändernden Essgewohnheiten zurückzuführen.

Der Einfluss von wirtschaftlichen Faktoren auf die Gastronomie

Ein weiterer Aspekt, der zur Schließung von Gaststätten beiträgt, sind die ökonomischen Herausforderungen in der Branche. Seit der COVID-19-Pandemie kämpfen viele Restaurants und Gaststätten mit Einnahmeverlusten. Die massiven Preiserhöhungen bei Energie- und Rohstoffkosten stellen zusätzlich eine Belastung für die Betriebe dar. Margit und Dieter Herkert haben wie viele andere Gastronomen in den letzten Jahren mit diesen Herausforderungen zu kämpfen gehabt.

Die Umstellung auf digitale Dienstleistungen und Lieferservices war für einige Betriebe ein möglicher Ausweg, doch nicht alle Gasthäuser in ländlichen Gebieten können diese Strategien erfolgreich umsetzen. Die schlechte Erreichbarkeit und die eingeschränkte Infrastruktur machen es schwer, jüngere Kunden anzulocken, die oft nach schnellen und flexiblen Lösungen verlangen.

Der gesellschaftliche Wert von Traditionsgasthäusern

Traditionsgasthäuser wie das „Lamm“ haben einen hohen gesellschaftlichen Wert. Sie dienen als Orte der Begegnung und des Austauschs innerhalb der Gemeinschaft. Im besten Fall tragen sie zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und zur Erhaltung regionaler Identität bei. Ein Blick auf die Geschichte des „Lamm“ zeigt, wie solche Einrichtungen über Generationen hinweg Werte und Traditionen bewahren können.

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Insbesondere während der COVID-19-Pandemie erlebten viele Gasthäuser einen neuen Fokus auf Gemeinschaftsbeziehungen. Die Covid-19-Krise ließ viele Menschen die Bedeutung sozialer Interaktionen und regionaler Stolz neu schätzen. Gasthäuser, die flexibel und kreativ auf die sich verändernden Bedürfnisse ihrer Gäste reagierten, konnten oft in der Krise überleben, während andere geschlossen werden mussten.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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