Schülerinnen und Schüler von heute wachsen mit digitalen Medien auf. Doch das allein macht sie nicht automatisch fit im Umgang mit ihnen. Welche Gefahren bergen digitale Medien und welche Ausbildung brauchen junge Menschen, um „medienmündig“ zu werden? Diese Fragen wurden bei einer Diskussion zwischen Jannes Llull, Schüler und Vorstand der bundesweiten Schülervertretung der Waldorfschulen, Prof. Dr. Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik an der Alanus-Hochschule, und Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Forscher und Kriminologe, erörtert.
Digitale Medien können sowohl Segen als auch Fluch sein. Sie ermöglichen den weltweiten Wissenstransfer, vereinfachen Einkäufe oder Behördengänge und bieten vielfältige Unterhaltung. Gleichzeitig bergen sie jedoch Risiken wie Sucht, Cybermobbing und Datenlecks. Die Frage stellt sich, wie Schulen diesem Thema begegnen können und welche Ausbildung junge Menschen benötigen, um souverän und selbstbestimmt mit digitalen Inhalten umgehen zu können.
Nach Prof. Dr. Christian Pfeiffer besteht die Lösung darin, junge Menschen „Lust auf das echte Leben“ zu machen. Waldorfschulen haben hierbei laut Forschungen die Nase vorn. Durch Aktivitäten wie Musik, Theater oder Sport können sich Schülerinnen und Schüler an Waldorfschulen in verschiedenen Bereichen entfalten. Dies führt zu Erfolgserlebnissen und fördert echte Leidenschaften für reale Lebensinhalte. Als Folge sind Waldorfschülerinnen und -schüler weniger von digitalen Medien abgelenkt und weniger gewaltbereit.
Prof. Dr. Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik, erläutert die drei Grundsätze, die Waldorfschulen in Bezug auf den Umgang mit digitalen Medien anwenden. Erstens lernen die Schülerinnen und Schüler, wie sie das Internet nutzen und recherchieren können. Zweitens sollen sie zuerst selbst Inhalte produzieren, bevor sie Inhalte konsumieren. Drittens ermöglicht das Fach Informatik den Schülerinnen und Schülern, wirklich zu verstehen, wie digitale Medien funktionieren.
Paula Bleckmann betont, dass junge Menschen sich nach Anerkennung, Zugehörigkeit und Autonomie sehnen. Waldorfschulen gehen auf diese Sehnsüchte ein, indem sie in den ersten Jahren keine Noten vergeben. Stattdessen beschreiben die Lehrerinnen und Lehrer in den Zeugnissen, was sie in den Schülerinnen und Schülern sehen, um Anerkennung für ihre Leistungen zu vermitteln. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit wird durch die langjährige Klassengemeinschaft und feste Lehrkräfte von der ersten bis zur achten Klasse adressiert. Die Sehnsucht nach Autonomie wird durch das freie Lernen und den individuell gestaltbaren Waldorflehrplan erfüllt.
Jannes Llull, Schüler und Vorstand der bundesweiten Schülervertretung der Waldorfschulen, berichtet aus eigener Erfahrung und betont, dass Waldorfschulen auf einem guten Weg sind, um den Bedürfnissen junger Menschen zu entsprechen.
Die Waldorfschulen sind im Bund der Freien Waldorfschulen e.V. (BdFWS) mit Sitz in Stuttgart organisiert. Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart eröffnet. In Deutschland besuchen über 90.500 Schülerinnen und Schüler eine Waldorfschule.
Im Folgenden finden Sie eine Tabelle mit den wichtigsten Informationen:
| Name | Bund der Freien Waldorfschulen e.V. |
| Sitz | Stuttgart |
| Gründungsjahr | 1919 |
| Anzahl der deutschen Waldorfschulen | 255 |
| Anzahl der Schülerinnen und Schüler | über 90.500 |
Quelle: Pressemitteilung des Bunds der Freien Waldorfschulen e.V.
Quelle: Bund der Freien Waldorfschulen / ots