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Von der Gartenhütte zur Brauerei: Linkenheim-Hochstetten hat sein Bier!

Stefan Ringleb, ein 39-jähriger Automobilindustrie-Profi, hat in Linkenheim-Hochstetten seit 2022 seine Gartenhütte zur Brauerei umgebaut und bietet als erstes "Ortsbier" das "Linkenheimer Grenzbräu" an, welches durch hohe Nachfrage und Identifikation mit der Gemeinde Bedeutung gewinnt.

Stefan Ringleb ist ein bemerkenswerter Mann mit einer außergewöhnlichen Leidenschaft, die ihn von der Automobilindustrie in die Welt des Bieres geführt hat. Angefangen hat alles in Linkenheim-Hochstetten. Ringleb, der ursprünglich aus Eggenstein stammt, fand lange Zeit nichts, das seinen Ansprüchen an ein gutes Bier gerecht wurde. „Ich trinke gern Bier“, sagt er, „aber das, was ich hier gefunden habe, hat mir einfach nicht geschmeckt. In Nürnberg, wo ich Wirtschaftswissenschaften studiert habe, war das ganz anders.“ Hier begann sein Traum des eigenen Bierbrauens.

Im Jahr 2022 erfüllte sich Ringleb seinen Traum und gründete seine eigene Braumanufaktur. Diese Entscheidung fiel nicht einfach, denn der Weg dorthin war mühsam. Der erste Versuch, Bier mit einem über das Internet bestellten Bierkit zu brauen, endete in einer Katastrophe: „Es schmeckte fürchterlich“, erinnert er sich. Nach Jahren des Reisens und des Suchens nach einem geeigneten Platz zum Brauen, fand er schließlich im Keller seines Eigenheims den idealen Ort, um seiner Leidenschaft nachzugehen. „Es braucht nicht viel: zwei bis drei Eimer, einen Kocher und Platz zum Gären“, erklärt Ringleb.

Linkenheimer Grenzbräu

Sein Bier trägt den Namen „Linkenheimer Grenzbräu“, und Ringleb selbst bezeichnet es als „Ortsbier“. „Ich möchte, dass die Leute sich damit identifizieren können. Jede Gemeinde hat das Recht auf ihre eigene Brauerei“, sagt er mit Überzeugung. Der Zuspruch ist enorm: Zweimal pro Woche verkauft er seine Biere in der Grenzstraße, und die Warteschlangen zeigen, dass die Leute begeistert sind. „Die Nachfrage ist so gut, dass die Leute bei mir Schlange stehen“, berichtet der 39-Jährige stolz.

Die Region war historisch im Brauwesen stark, doch in der heutigen Zeit fehlen Brauereien wie die von Ringleb. Im 19. Jahrhundert gab es im Hardtgebiet noch viele kleine Brauereien, doch mittlerweile ist die Auswahl dünn. „Ich sehe das als Gelegenheit“, sagt er. Ringleb plant, sein Angebot weiter auszubauen. Neben dem klassischen hellen Bier, Weizen und Pils möchte er auch fruchtigere Varianten ins Sortiment aufnehmen, wie ein Golden Ale und das Baggersee-Bier, das 2025 auf den Markt kommen soll.

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Die Herausforderungen sind jedoch beträchtlich. Bei anfänglichen 25 Litern pro Sud war der Vorrat schnell erschöpft. „Man kann nicht garantieren, dass immer Bier da ist. Obergäriges braucht zwei bis vier und Untergäriges sechs bis acht Wochen“, erklärt er die Zeitintensität des Brauprozesses. Um den Bedürfnissen seiner Kunden gerecht zu werden, baute Ringleb seine Gartenhütte zur Brauerei um und etablierte sogar einen kleinen Lagerraum. Sein derzeitiger Ertrag beläuft sich auf 300 Liter pro Sud.

„Ich bin noch in der Probierphase“, so der Brauer weiter. Dennoch plant er, in naher Zukunft einen dritten Brautank anzuschaffen, um seine Produktionskapazität zu erhöhen. Zusätzlich hat er einen Ausschankwagen bestellt, der bei Festen im Jahr 2025 helfen soll, seine Biere bekannt zu machen. „Es ist ein harter Weg, aber ich bin bereit, die Herausforderung anzunehmen“, zeigt sich Ringleb entschlossen.

Ringleb ist ein Fan traditioneller Braukunst und stellt ohne Filtrierung und ohne Behandlung sein Bier her. „Das ist ein ganz anderes Produkt und unterscheidet sich völlig vom Bier, das man im Laden kauft. Geschmack und Erlebnis stehen im Vordergrund“, betont er. Unbehandeltes Bier verändert sich ständig und – nicht zuletzt – erfreut sich also der Kenner an den vielfältigen Geschmäckern, die es im Laufe der Zeit entwickeln kann.

Mit all diesen spannenden Entwicklungen in der Welt des Linkenheimer Grenzbräus hat Ringleb nicht nur seine eigene Leidenschaft verwirklicht, sondern auch einen neuen Impuls für die lokale Bierkultur geschaffen. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass man seinen Träumen nachjagen und erfolgreich sein kann, auch wenn man zuvor in einem ganz anderen Berufsfeld tätig war. Sein Engagement und die Verbindung zur Heimat setzen neue Maßstäbe in der Region, und die Liebe zum Handwerk samt dem handgefertigten Produkt werden von seinen Kunden und Freunden mehr als geschätzt.

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NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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