Am 10. Januar 2025 wurde ein wichtiges Spitzengespräch im Stuttgarter Rathaus veranstaltet, das die Herausforderungen der Automobilwirtschaft in der Region thematisierte. Stuttgart gilt als eine der weltweit führenden Automobilhauptstädte, und der Erfolg der Branche ist entscheidend für zahlreiche Arbeitsplätze und den Wohlstand vor Ort. Die Automobilwirtschaft sieht sich jedoch großen Herausforderungen gegenüber, insbesondere durch neue Regelungen der Europäischen Union.
Bei dem Treffen nahm Stéphane Séjourné, EU-Exekutiv-Vizepräsident für Wohlstand und Industriestrategie sowie EU-Kommissar für Industrie, KMU und den Binnenmarkt, teil. Séjourné, der seit dem 1. Dezember 2024 im Amt ist, wurde von Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus Baden-Württemberg sowie Vertretern großer Unternehmen, darunter die Mercedes Benz Group AG, Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG, Robert Bosch GmbH, Mahle GmbH und Daimler Truck AG, begleitet. Auch Repräsentanten des Landes Baden-Württemberg, des Verbands Region Stuttgart sowie Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften waren anwesend. Während seines Besuchs in Stuttgart plant Séjourné, gemeinsam mit Oberbürgermeister Nopper mehrere Unternehmen zu besuchen.
EU-Klimavorgaben und ihre Konsequenzen
Die Automobilbranche wird durch die neuen EU-Klimavorgaben zusätzlich unter Druck gesetzt. Aktuell liegt der Grenzwert für CO2-Emissionen bei 115,1 Gramm CO2 pro Kilometer, gemessen im WLTP-Testverfahren. Geplant ist eine drastische Reduktion der Grenzwerte: Bis 2025 sollen diese auf 93,6 Gramm CO2 pro Kilometer und bis 2030 auf 49,5 Gramm CO2 pro Kilometer sinken. Hersteller, die diese Vorgaben überschreiten, riskieren Strafzahlungen.
Um potenziellen Strafen zu entgehen, könnte es für Hersteller notwendig werden, die Produktion und den Verkauf von über zwei Millionen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren einzustellen. Dies würde die Schließung von acht Produktionsstätten zur Folge haben und Millionen Arbeitsplätze gefährden. Ein Vorschlag sieht vor, einen Notfallartikel anzuwenden, um die Einführung der strengeren Vorgaben um zwei Jahre zu verschieben. Der europäische Automobilverband Acea hat bestätigt, dass ein entsprechendes Dokument zirkuliert, obwohl es kein offizielles Papier des Verbandes darstellt. Umweltschützer haben sich über diesen Vorstoß empört; Sebastian Bock, Geschäftsführer von Transport & Environment Deutschland, kritisierte die Autohersteller für hohe Gewinne und mangelnde Vorbereitung auf die CO2-Ziele.
Die Entwicklungen im Automobilsektor und die drohenden Konsequenzen der EU-Klimavorgaben erfordern dringende Lösungen, um die Branche auf Kurs zu halten.