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Seelsorge auf Kreuzfahrtschiffen: Hohe Nachfrage auf Hoher See

Die Zahl der deutschen Reisenden, die sich für Kreuzfahrten interessieren, hat nach der Corona-Pandemie wieder deutlich zugenommen. Im Jahr 2022 wurden sogar mehr Passagiere registriert als in der letzten Vor-Corona-Saison 2019. Einer der Passagiere ist der katholische Pfarrer Martin Stewen, der bereits drei Mal an einer Kreuzfahrt teilgenommen hat. Seine jüngste Reise führte ihn von Tahiti bis nach Neuseeland. Auf jeder Seereise finden ökumenische Gottesdienste statt. Pro Jahr werden rund 50 Kreuzfahrten für Bordseelsorger angeboten, wobei die Hälfte davon von katholischen Geistlichen besetzt wird.

Die Aufteilung der Fahrten erfolgt durch das Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, das einmal im Jahr eine Bordseelsorge-Konferenz abhält. Dort werden die Fahrten für die kommende Saison verteilt, von Nordsee-Reisen bis hin zu Suezkanal- oder Südsee-Kreuzfahrten. Allerdings gibt es einen großen Andrang unter den Bordseelsorgern, da pro Schiff nur ein Geistlicher mitreisen kann.

Während die deutschen Reedereien Phönix-Reisen und Hapag-Lloyd grundsätzlich einen Kirchenvertreter mitnehmen, planen auch die Reedereien TUI-Cruises und Aida zukünftig Seelsorger einzusetzen. An Weihnachten und Ostern sind bereits Pastoren der evangelischen Kirche an Bord der „Mein Schiff“-Flotte im Einsatz und bieten Gottesdienste an. Außerdem gibt es die Möglichkeit einen Notfallseelsorger zu kontaktieren. Aida plant, ab dem kommenden Jahr Seelsorger rotierend für die Crew einzusetzen.

Die Nachfrage nach einem Seelsorger an Bord ist vor allem in Situationen, wie dem Tod eines Passagiers, groß. Die Krankensalbung kann auf dem Schiff als Sakrament gespendet werden.

Seelsorger Stewen berichtet zudem von dem Bedürfnis der Passagiere nach seelischem Beistand. Auch Menschen, die nicht gläubig sind, suchen ihn auf hoher See auf, um über ihre Sorgen und Probleme zu sprechen. Anfangs trägt Stewen Priesterkleidung, damit er für alle als Seelsorger erkennbar ist, später wird dies jedoch lockerer gehandhabt. Die größte Herausforderung für den Seelsorger ist es, allen Wünschen im Rahmen der Ökumene gerecht zu werden.

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Die deutschen Priester müssen Urlaub nehmen, um an einer Kreuzfahrt teilzunehmen, während in den USA und Italien Priester speziell für den Einsatz auf Kreuzfahrtschiffen abgestellt werden. Die Reedereien übernehmen jedoch die Kosten für Unterkunft und Verpflegung. Die Bordseelsorge hat bereits eine lange Tradition, z.B. durch die Seefahrer während der Hansezeit. Heutzutage steht der Seelsorger vor allem den Passagieren zur Verfügung und bietet ihnen seelischen Beistand. Für die oft katholische Besatzung bleibt jedoch kaum Zeit, da diese meist von den Philippinen stammt.

Zusätzlich zur Bordseelsorge gibt es auch die Flughafenseelsorge, die ökumenisch von der Evangelischen und der Katholischen Kirche Düsseldorf getragen wird. Die Flughafenseelsorger sind ein Anlaufpunkt für Menschen in seelischen Krisen oder für diejenigen, die praktische Orientierung benötigen. Sie bieten Halt und Unterstützung in der hektischen Atmosphäre des Flughafens, beispielsweise wenn ein Angehöriger während der Reise verstorben ist.

Die Kreuzfahrten erfreuen sich also großer Beliebtheit bei deutschen Reisenden und bieten auch Raum für seelischen Beistand und religiöse Veranstaltungen an Bord.

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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