Heinrich Cremers (89) lebte 14 Jahre lang im niederländischen Königreich, obwohl er nie seinen Geburtsort Selfkant verlassen hat. Die Annexion des westlichsten Zipfels Deutschlands, einschließlich des Stadtteils Elten, fand am 23. April 1949 statt. Trotz der erwogenen Annektierung großer Teile von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen durch die Niederlande wurden letztendlich nur Selfkant und Elten übernommen.
Die Bewohner behielten ihre deutschen Pässe und erhielten lediglich den Vermerk „Wird als Niederländer behandelt“. Der politische Status war daher uneindeutig. Obwohl niederländische Elemente wie Straßennamen und Verkehrsschilder eingeführt wurden, fand der Schulunterricht weiterhin auf Deutsch statt. Die Niederlande betrachteten die Gebiete als Druckmittel für Entschädigungsverhandlungen mit Bonn.
Die Integration ins Königreich brachte für Selfkant und Elten auch Vorteile mit sich. Der Eltenberg wurde zum zweithöchsten Punkt des Staatsgebietes und zog Touristen an. Besonders nach 1954/55 florierte Elten wirtschaftlich durch den Besucherstrom. Selbst Schmuggel von preiswerten Waren wie Lebensmitteln und Kühen aus den Niederlanden trug zur örtlichen Wirtschaft bei.
Die Rückgabe der Gebiete an Deutschland im Jahr 1963 stieß bei den Einwohnern nicht immer auf Begeisterung. Viele Eltener betrachten die niederländische Zeit als goldenes Jahrzehnt. Der Wunsch nach Verbleib bei Holland war bei den Bewohnern vorhanden, aber es fand keine Abstimmung statt. Die Erinnerungen an die niederländische Ära sind durch die Architektur und die lokale Mentalität noch heute präsent in Elten und Selfkant.