In Baden-Württemberg bleibt der Wunsch nach eigenem Wohnraum für viele unerfüllt, da die Verfügbarkeit von Baugrund immer geringer wird. Gleichzeitig steigen die Kosten und die Genehmigungsverfahren gestalten sich kompliziert. Trotz eines erheblichen Mangels an Wohnraum, der laut dem Branchenverband der Bauwirtschaft im Südwesten im vergangenen Jahr bei rund 70.000 fehlenden Wohnungen lag, bleibt die Situation angespannt.
Auswirkungen der Reform auf den Wohnungsbau
Die Reform der Landesbauordnung (LBO) von Bauministerin Nicole Razavi (CDU) zielt darauf ab, den Wohnungsbau zu beschleunigen und zu vereinfachen. Insbesondere die Einführung der Genehmigungsfiktion, die es erlaubt, Bauanträge nach drei Monaten automatisch als genehmigt zu betrachten, könnte vielen Bauherren helfen, schneller ans Ziel zu kommen. Laut Razavi soll dies den Papierkrieg und die Komplexität der Verfahren verringern.
Details zur neuen Regelung und ihre Bedeutung
Die LBO gibt die grundlegenden Richtlinien für das Bauen vor und regelt sowohl technische Anforderungen als auch die Aufgaben der am Bau Beteiligten. Mit der Reform wird insbesondere das Bauen im Bestand erleichtert, da frühere strenge Brandschutzvorschriften für Umbauten nicht mehr zwingend strikt befolgt werden müssen. Dies soll Bauvorhaben wirtschaftlicher gestalten, die oft an hohen Kosten scheitern.
Reaktionen aus der Politik und der Bauwirtschaft
Der grün-schwarze Koalitionspartner unterstützt die Reform, sieht jedoch auch die Notwendigkeit von mehr Geld für Lösungen am Wohnungsmarkt. Kritik kommt von der Opposition, die die lange Verzögerung des Reformentwurfs anprangert. Während die Bauwirtschaft die Vorschläge grundsätzlich befürwortet, äußert sich der Geschäftsführer der Bauwirtschaft BW, Thomas Möller, positiv zu den angestrebten Vereinfachungen. Es werde jedoch entscheidend sein, wie die Neuerungen in den Behörden umgesetzt werden, um die dringend benötigten Baugenehmigungen zu beschleunigen.
Ökologisierung der Bauordnung als zukünftige Herausforderung
Das Thema Nachhaltigkeit wird von vielen Akteuren im Bausektor als wichtig erachtet. Gerhard Bronner vom Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg hat bereits auf die Notwendigkeit einer Ökologisierung der Landesbauordnung hingewiesen. Er fordert mehr Engagement für den sparsamen Umgang mit Flächen, was in der aktuellen Reform jedoch nicht genügend Beachtung finde.
Blick in die Zukunft: Geltungsbeginn der Reform
Die Reform der Landesbauordnung wird derzeit in eine Anhörung geschickt, die den Beteiligten Gelegenheit gibt, ihre Meinungen zu äußern. Bauministerin Razavi strebt an, dass der Landtag im Jahr 2025 die neue Auflage beschließt und diese umgehend in Kraft treten kann. Dies würde einen wichtigen Schritt in die Richtung eines einfacheren und schnelleren Bauens in einem Markt darstellen, der dringend neue Wohnlösungen benötigt.
– NAG