KulturPhilosophiePolitikPsychologieSozialwissenschaftenStuttgart AktuellUmweltpolitik

Polarisierte Diskussionen: Rhetorische Mittel fördern moderatere Einstellungen

Extremer Meinungsaustausch und polarisierte Diskussionen sind in der Gesellschaft oft zu beobachten, insbesondere bei Themen wie Migration oder gendergerechter Sprache. Solche Polarisierungen werden vor allem von Menschen mit extremen Einstellungen vorangetrieben. Aktuelle Forschung zeigt jedoch, dass das Auslösen von widersprüchlichen Gedanken bei diesen Personen dazu führen kann, dass sie moderatere Positionen einnehmen.

Die Psychologen Prof. Dr. Kai Sassenberg vom Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID) in Trier und Dr. Kevin Winter von der Universität Hohenheim in Stuttgart haben in ihrer aktuellen Publikation herausgefunden, dass das gezielte Auslösen von kognitiven Konflikten zu weniger extremen Positionen führen kann. Diese Konflikte entstehen durch das Erinnern an schwer vereinbare persönliche Ziele oder durch die Auseinandersetzung mit widersprüchlichen Fakten. Interessanterweise zeigen sich diese Effekte sogar dann, wenn die ausgelösten Gedanken inhaltlich gar nichts mit der extremen Meinung zu tun haben.

Die Psychologen haben auch herausgefunden, dass rhetorische Mittel dazu beitragen können, polarisierte Einstellungen zu reduzieren. Das Auslösen von kognitiven Konflikten durch rhetorische Fragen, die einen von der Realität abweichenden Verlauf von Ereignissen durchspielen, führt zu einer Übernahme moderaterer Positionen. Ebenso können gedankliche Widersprüche durch Kommunikation, die schwer miteinander vereinbare Ziele aktiviert, erzeugt und durchgespielt werden. Auch dies führt dazu, dass Personen mit extremen Einstellungen moderatere Positionen einnehmen. Es wurde festgestellt, dass Personen mit rechter politischer Einstellung Migranten mehr vertrauen, nachdem bei ihnen kognitive Konflikte ausgelöst wurden.

Eine weitere Methode zur Reduzierung polarisierter Einstellungen ist die Verwendung von scheinbar extremen und absurden Fragen, die mit den extremen Positionen übereinstimmen. Diese Methode wurde bereits im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konflikts und bei Deutschen mit rechter politischer Einstellung erfolgreich angewendet. Durch solche Fragen werden selbst bei Personen, die die Einwanderung von Menschen muslimischen Glaubens ablehnen, Widersprüche ausgelöst, was dazu führt, dass sie eine moderatere Position einnehmen.

Siehe auch  Neue Gesellschaftsordnung: Oper Stuttgart mit Live-Music-Gameshow

Es ist wichtig zu betonen, dass das Auslösen widersprechender Gedanken dazu beitragen kann, dass Personen mit extremen Einstellungen weniger extreme Positionen einnehmen. Solche Gedanken können durch relativ einfach anzuwendende rhetorische Mittel ausgelöst werden. Dies kann somit ein Beitrag zur Reduzierung gesellschaftlicher Polarisierung auf individueller Ebene sein.

Tabelle:

Thema Maßnahme zur Reduzierung der Polarisation
Migration Auslösen von kognitiven Konflikten durch Fragen und Kommunikation mit schwer vereinbaren Zielen
Gendergerechte Sprache Auslösen von widersprüchlichen Gedanken durch rhetorische Mittel
Bauernproteste Auslösen von kognitiven Konflikten durch Fragen, die extremen Positionen widersprechen
Rechtsextremismus Auslösen von Widerspruch durch scheinbar absurde Fragen

Diese Forschungsergebnisse haben große Bedeutung für den Umgang mit polarisierten Diskussionen. Durch das gezielte Auslösen widersprüchlicher Gedanken und den Einsatz rhetorischer Mittel kann dazu beigetragen werden, dass Menschen mit extremen Einstellungen moderatere Positionen einnehmen. Dies kann zur Reduzierung gesellschaftlicher Polarisierung beitragen und das Zusammenleben in der Gesellschaft verbessern.

Für weitere Informationen kann die Publikation unter dem folgenden Link eingesehen werden: Link zur Publikation



Quelle: Universität Hohenheim / ots

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"