Analyse: AfD ringt um Kandidaten für Europawahl
Angesichts des aktuellen Umfragehochs der AfD hatten die Mitglieder Grund zum Feiern beim heutigen Parteitag und der anschließenden Europawahlversammlung. Allerdings ist die Stimmung gedämpft, da viele Sorgen vor einem Desaster bestehen. Ein Blick auf das Bewerberportal der Partei zeigt, dass Mitglieder bereits ihre Absicht zur Kandidatur für das Europaparlament bekanntgegeben haben. Einige äußern ihre Neugierde und den Wunsch, die Erfahrung des europäischen politischen Prozesses zu sammeln. Andere geben als Motivation an, sich für ein Ende der Diskriminierung gegen das deutsche Volk einzusetzen oder einen Friedensvertrag mit den USA zu fordern.
Mehr als 70 Mitglieder haben ihre Kandidatur angekündigt, jedoch werden nur wenige von ihnen als aussichtsreich angesehen. Einige äußern ihre bedenken darüber, dass sie das Europawahlprogramm der AfD erst nach der Kandidatenwahl kennen werden. Die Partei will das Programm erst nach der Wahl der Kandidaten diskutieren und verabschieden, um persönliches Misstrauen unter den Mitgliedern zu vermeiden. Dieser Ansatz wird jedoch nicht von allen innerhalb der Partei befürwortet.
Das hohe Umfragehoch der AfD weckt Begehrlichkeiten unter den Mitgliedern, da bis zu 20 Sitze im EU-Parlament möglich sind. Es wird jedoch befürchtet, dass einige Mitglieder der Partei nur für ihren persönlichen Vorteil kandidieren und nicht wirklich an den politischen Prozessen interessiert sind. Dies steht im Widerspruch zur basisdemokratischen Grundphilosophie, die von der AfD propagiert wird.
Die Kandidatenwahl stellt auch organisatorische Herausforderungen dar, da aufgrund der Anzahl der Kandidaten und des Wahlverfahrens viel Zeit benötigt wird. Einige Landesvorsitzende sind besorgt, ob es überhaupt möglich sein wird, innerhalb von fünf Tagen 20 Personen zu wählen. Vor der Kandidatenwahl gab es Versuche, im Vorfeld Absprachen für wichtige Listenplätze zu treffen, was jedoch gescheitert ist.
Die Personaldecke der AfD ist dünn, insbesondere was das Spitzenpersonal betrifft. Es gibt noch keine klare Entscheidung über den Spitzenkandidaten der Partei für die Europawahl, obwohl viele davon ausgehen, dass Maximilian Krah gewählt wird. Es gibt jedoch Bedenken darüber, dass mögliche schlechte Neuigkeiten über Krah während des Wahlkampfs bekannt werden könnten.
Bevor die Europawahlkandidaten gewählt werden, kommt die AfD heute für einen Bundesparteitag zusammen. Dabei soll unter anderem die Aufstellung eines Kanzlerkandidaten diskutiert werden. Die Delegierten sind jedoch vor allem auf die Kandidatenfrage für die Europawahl fokussiert. Es gab auch Unstimmigkeiten darüber, ob die AfD der Europapartei „Identität und Demokratie“ beitreten sollte, um finanzielle Unterstützung und Vernetzung mit der europäischen Rechten zu erhalten.
Das große AfD-Wochenende wird auch dazu genutzt, das zehnjährige Bestehen der Partei zu feiern. Allerdings wird der Alkoholausschank limitiert, was bei einigen Delegierten für Unmut sorgt.
Insgesamt ringt die AfD um die Auswahl ihrer Kandidaten für die Europawahl. Die Personaldecke ist dünn und es besteht die Sorge vor einem Desaster. Die Partei versucht, persönliches Misstrauen zu vermeiden, indem das Europawahlprogramm erst nach der Kandidatenwahl diskutiert wird. Es bleibt abzuwarten, ob die AfD in der Lage sein wird, die richtigen Kandidaten zu wählen und sich als starke politische Kraft im Europaparlament zu positionieren.