Der Papst Franziskus hat kürzlich den slowakischen Erzbischof Cyril Vasil zum Delegaten für das syro-malabarische Großerzbistum Ernakulam-Angamaly in Indien ernannt. Die Erzdiözese, die sich im südwestindischen Bundesstaat Kerala befindet, steckt derzeit in einer tiefen Krise. Der Jesuit und Erzbischof der Eparchie Košice der griechisch-katholischen Kirche in der Slowakei wird am 4. August seinen Dienst in Indien antreten.
Die syro-malabarische Kirche teilte mit, dass die Bischofssynode im Juni dem Vorschlag des Vatikans zugestimmt hatte, einen Päpstlichen Delegaten für das Großerzbistum zu ernennen. Erzbischof Vasil ist ein promovierter Kirchenrechtler und ein Experte für die katholischen Ostkirchen. Von 2009 bis 2020 war er der zweithöchste Beamte des Dikasteriums (Ministeriums) für die orientalischen Kirchen als Sekretär der Kongregation.
Das Großerzbistum Ernakulam-Angamaly leidet seit Jahren unter einem liturgischen Streit. Dieser Streit dreht sich hauptsächlich um die Ausrichtung des Priesters während der Heiligen Messe. Traditionalisten fordern, dass der Zelebrant gemeinsam mit den Gläubigen in Richtung Osten betet, während Reformkräfte die Feier mit dem Gesicht zur Gemeinde bevorzugen. Im August 2021 hat die syro-malabarische Synode jedoch einen Kompromiss gefunden, wonach der Priester bis zum Hochgebet zur Gemeinde hin zelebriert und sich dann erst zum Ende des Gottesdienstes wieder zur Gemeinde umdreht. Diese Regelung wurde jedoch kritisiert, da sie ohne vorherige Beratungen mit Priestern und Laien beschlossen wurde.
Zusätzlich steht Kardinal George Alencherry, der Leiter des Großerzbistums Ernakulam-Angamaly, unter Kritik wegen eines Finanzkonflikts. Man wirft ihm vor, ohne Zustimmung der zuständigen Gremien Grundstücksgeschäfte getätigt zu haben, die zu einem Verlust von etwa 10 Millionen Euro geführt haben. Obwohl der Großerzbischof Verwaltungsfehler eingestand, betonte er, dass er den Priesterrat wie vorgesehen beteiligt habe. Alencherry ist sowohl vor staatlichen als auch vor Kirchengerichten mit Strafverfahren konfrontiert. Im Jahr 2018 wurde ein Apostolischer Administrator für das Großerzbistum eingesetzt, der erst kürzlich abgelöst wurde. Seit Ende Juli 2022 wird das Großerzbistum wieder von einem neuen Apostolischen Administrator, Erzbischof Andrews Thazhath, geleitet.
Laienvertreter des Großerzbistums, die die Proteste gegen Kardinal Alencherry anführen, haben die Ernennung von Erzbischof Vasil zum Delegaten kritisiert und Zweifel an seiner Unparteilichkeit geäußert. Sie befürchten, dass seine Aufgabe darin besteht, den Kardinal „weißzuwaschen“. Zudem haben sie darauf hingewiesen, dass Vasil zusammen mit dem aktuellen Apostolischen Administrator Thazhath in Rom studiert hat. Die Protestler sind der Ansicht, dass weder der Vatikan noch die syro-malabarische Synode eine „ehrliche und unparteiische Lösung des Problems“ anstreben.
Die syro-malabarische Kirche in Kerala ist mit Rom vereint und führt ihre Wurzeln auf den Apostel Thomas zurück, der im Jahr 40 Jerusalem verlassen und laut Legende im Jahr 53 nach Indien gekommen sein soll. Das Großerzbistum Ernakulam-Angamaly hat über 650.000 Katholiken.
Es bleibt abzuwarten, wie Erzbischof Vasil die Krise in der Erzdiözese lösen wird und ob er in der Lage sein wird, einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Strömungen in der Gemeinde zu finden. Der liturgische Streit und der Finanzkonflikt sind ernste Probleme, die dringend gelöst werden müssen, um die Einheit und Stabilität des Großerzbistums zu gewährleisten. Die Entscheidung des Papstes, einen Delegaten einzusetzen, zeigt das ernsthafte Engagement des Vatikans, die Situation zu verbessern und den Konflikt zu lösen.