Neuer Mietspiegel: Was Berliner jetzt wissen müssen
Seit Donnerstag gilt in der Hauptstadt ein neuer Mietspiegel. Die ortsübliche Vergleichsmiete steigt um 5,4 Prozent. Dies teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Donnerstag mit. Der Mietspiegel 2023 basiert nicht auf der Erhebung neuer Mietdaten, sondern wurde auf Grundlage des Mietspiegels von 2021 fortgeschrieben. Grund dafür war, dass die Auftragsvergabe für den Mietspiegel angefochten wurde, wodurch die pünktliche Erstellung des Werks bis zum Mai dieses Jahres nicht möglich war. Der nun gültige Mietspiegel ist deswegen kein qualifizierter Mietspiegel, sondern nur ein einfacher Mietspiegel.
Die ortsübliche Vergleichsmiete in Berlin steigt laut Mietspiegel 2023 um 5,4 Prozent – von 6,79 Euro je Quadratmeter auf 7,16 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Mit dem neuen Mietspiegel eröffnen sich für die Vermieter neue Spielräume für Mieterhöhungen. Vermieter dürfen die Miete in laufenden Verträgen nur dann erhöhen, wenn die ortsübliche Miete noch nicht erreicht ist. Wer das Limit bisher ausgeschöpft hatte, darf die Miete nun weiter anheben. Rechtlich zulässig ist, die Miete um bis zu 15 Prozent in drei Jahren zu steigern.
Der Mietspiegel gibt Auskunft über die ortsübliche Miete von Wohnungen je nach Baualter, Größe, Lage und Ausstattung. Er dient Vermietern dazu, Mieterhöhungen zu begründen, während Mieter anhand der Preisübersicht prüfen können, ob die Forderungen berechtigt sind. Der Mietspiegel gilt für rund 1,5 Millionen Mietwohnungen, jedoch nicht für Sozialwohnungen und Einfamilienhäuser.
Die Festlegung des Mietspiegels 2023 erfolgte durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, da sich Mieter- und Vermieterverbände nicht auf einen Verbände-Mietspiegel einigen konnten. Der Mietspiegel 2023 wird als „Übergangs-Mietspiegel“ bezeichnet und gilt bis zur Veröffentlichung des neuen qualifizierten Mietspiegels 2024 im Mai nächsten Jahres.
Trotzdem betonen Mieter- und Vermieterverbände, wie wichtig es ist, dass es zumindest einen einfachen Mietspiegel gibt. Ohne ihn wären Vermieter wahrscheinlich dazu übergegangen, Mieterhöhungsverlangen mit Vergleichswohnungen oder Gutachten zu begründen.
Der Berliner Mieterverein zeigt sich besorgt über mögliche Mieterhöhungen aufgrund der Anpassung des Mietspiegels um 5,4 Prozent. Insbesondere in Zeiten hoher Inflation, hoher Energiepreise und gestiegener Lebenshaltungskosten könnten diese Erhöhungen eine hohe Belastung für die Mieter darstellen. Der Mietspiegel berücksichtigt jedoch nicht die sinkende Reallohnentwicklung.
Die Grünen fordern Gesetzesänderungen auf Bundesebene und einen temporären Mietenstopp sowie eine Länderöffnungsklausel, damit die Länder selbst über eine Mietenbegrenzung entscheiden können. Der soziale Frieden in den Städten sei durch den angeheizten Mietmarkt gefährdet.
Der Mietspiegel 2023 samt Wohnlagenkarte und Mietentabelle ist auf der Internetseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu finden. Dort kann man auch über einen Abfrageservice die ortsübliche Miete für die eigene Wohnung ermitteln. Für Fragen zum Mietspiegel steht das Servicetelefon Miete zur Verfügung.
