Der Schulleiter, Helmut Klemm, der Eichendorffschule in Erlangen, Bayern, beschreibt die heutige Schulrealität als geprägt von Konflikten. Laut einer Umfrage der Robert Bosch Stiftung sind fast die Hälfte der Lehrkräfte an Schulen von Gewalt betroffen, von Mobbing bis zu körperlichen Auseinandersetzungen. Klemm betont die Bedeutung von Ganztagsschulen, da sie mehr Zeit bieten, Konflikte zu lösen. Er hebt hervor, dass der Blick auf die Schüler an Halbtagsschulen ein anderer ist. Er kritisiert die inhaltliche Überlastung des Schulalltags, die wenig Raum für das menschliche Miteinander und die individuelle Entwicklung der Schüler lässt. Klemm bezeichnet diese Form der Schule als die „schlimmste Form“ und sieht keine Zukunft darin.
Die Eichendorffschule, in der Klemm tätig ist, ist eine „voll gebundene Ganztagsschule“, die den Schülern verpflichtet, an den ganztägigen Angeboten teilzunehmen. Daten der Kultusministerkonferenz zeigen, dass die Anzahl der Ganztagsschulen in Deutschland seit 2002 stetig gestiegen ist, mit 71 Prozent der Schulen, die ein Ganztagsangebot haben. Klemm differenziert zwischen „offenen“ und „gebundenen“ Ganztagsschulen und betont die Bedeutung letzterer für Bildungsgerechtigkeit.
Klemm plädiert für eine Ganztagsbildung, die über reine Betreuung hinausgeht und ein Ort des gemeinsamen Lernens und Lebens darstellt. Er betont, dass Schule nicht nur von Lehrern gestaltet wird, sondern von einer Vielzahl externer Partner und Aktivitäten profitieren kann. Er weist darauf hin, dass in anderen Ländern wie Kanada Aktivitäten am Nachmittag als normal angesehen werden und sieht darin auch eine Chance angesichts des Lehrkräftemangels in Deutschland.
