Die medizinische Versorgung in Kirchheim steht vor einer dramatischen Wende! Am 31. Dezember wird Berthold Hirsch seine Praxis schließen und damit den letzten Hausarzt der Stadt verabschieden. Eine Ära von 30 Jahren geht zu Ende, und die Sorgen der Bürger wachsen, denn ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Laut einem Bericht der Schwäbischen Zeitung hat Hirsch seine Entscheidung mit der steigenden Arbeitsbelastung und bevorstehenden Veränderungen im Gesundheitssystem begründet.
Seit 1995 sorgt Dr. Hirsch für die Gesundheit seiner Patienten. In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch zugespitzt. Die Einführung der elektronischen Patientenakte sieht Hirsch kritisch. „Diese würde mehr Arbeit bringen, statt der beabsichtigten Erleichterung“, erklärt er. Zudem hat die Praxis seit über einem Jahr nach einem Nachfolger gesucht, doch niemand hat Interesse gezeigt. Dies ist nicht nur ein lokales Problem; in ganz Baden-Württemberg sind fast 1000 Arztsitze unbesetzt, was die Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen stark gefährdet.
Ein Abschied mit Folgen
„Ich fühle mich müde“, sagt Hirsch und spricht damit vielen in seinem Alter aus der Seele. Die Herausforderung, eine eigene Praxis zu führen, ist enorm; 45 bis 50 Stunden pro Woche arbeitet er, plus Bereitschaftsdienste. Die seelische Belastung, die mit der Verantwortung für die Patienten einhergeht, wird oft unterschätzt. „Wir sind Mediziner und keine Verwaltungsfachangestellten“, betont er. Diese hohe Verantwortung schreckt junge Ärzte ab, die sich oft für eine Facharztausbildung entscheiden, anstatt in die Allgemeinmedizin zu gehen.
Die Schließung der Praxis hat weitreichende Konsequenzen für die Patienten. Rund 1000 Menschen müssen sich einen neuen Arzt suchen, was für viele eine Herausforderung darstellt. „Einige Patienten schauen sich bereits in Nördlingen oder bis nach Ellwangen um“, berichtet Hirsch. Dies verdeutlicht die dramatische Lage, in der sich die Menschen in Kirchheim befinden.
Herausforderungen für die Nachfolge
Die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Nachfolger sind kein Einzelfall. Wie Schweizer Nachfolge feststellt, gibt es zahlreiche Gründe, warum Unternehmen wie Praxen keine Nachfolger finden. Dazu gehören mangelnde organisatorische Strukturen, unzureichende Geschäftsergebnisse und zu hohe Preiserwartungen. Auch die Komplexität der Geschäftstätigkeit kann potenzielle Nachfolger abschrecken, da sie oft nicht in der Lage sind, die notwendigen Entscheidungen zu treffen.
Diese Probleme sind nicht nur theoretischer Natur; sie sind real und betreffen die gesamte Branche. Die Herausforderungen, vor denen Hirsch steht, sind symptomatisch für eine Entwicklung, die weit über Kirchheim hinausgeht. Die Abwanderung junger Mediziner in spezialisierte Fachrichtungen und die schwierige Suche nach Nachfolgern könnte die Gesundheitsversorgung in vielen Regionen ernsthaft gefährden.
Berthold Hirsch hat seine Zeit als Arzt genossen, doch der Abschied steht bevor. „Ich werde die enge Arzt-Patienten-Verbindung vermissen“, gesteht er. Während er sich auf die Ruhe nach der langen Karriere vorbereitet, bleiben die Fragen nach der Zukunft der medizinischen Versorgung in Kirchheim und darüber hinaus. Die Gesundheitslandschaft verändert sich, und die Zeit drängt. Der Druck auf das Gesundheitssystem wächst, während die Rückkehr zu einer stabilen Versorgung ungewiss bleibt.