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Keine Mitbestimmung in der Kirche: Kirchenrechtler Bier erklärt warum

katholischen Kirche. Es gibt natürlich Strukturen, die eine gewisse Mitbestimmung ermöglichen. Zum Beispiel haben die Laien eine Stimme in den Pfarrgemeinderäten und Diözesanräten. In einigen Bistümern gibt es auch Synoden, in denen die Laien und Geistlichen gemeinsam beraten und Entscheidungen treffen können. Aber letztendlich liegt die endgültige Entscheidungsgewalt bei den Bischöfen und dem Papst. Das ist Teil des kirchlichen Selbstverständnisses und der Tradition. Kirchenrechtlich sind hierarchische Strukturen fest verankert und eine umfassende Mitbestimmung wäre hier nur schwer vorstellbar.

Frage: Wie kann dann im Rahmen des Synodalen Weges überhaupt etwas bewegt werden?

Bier: Beim Synodalen Weg geht es vor allem darum, die verschiedenen Stimmen und Perspektiven innerhalb der Kirche anzuhören und in den Dialog zu treten. Es soll ein Austausch stattfinden, bei dem auch kontroverse Themen diskutiert werden können. Das Ziel ist es, zu einem gemeinsamen Verständnis und einem breiten Konsens zu kommen. Die Ergebnisse sind dann keine bindenden Beschlüsse, sondern Empfehlungen an die Bischöfe und den Papst. Es liegt letztendlich an ihnen, ob sie diese Empfehlungen umsetzen oder nicht. Der Synodale Weg ist also eher als ein Diskussionsprozess zu verstehen, der Impulse für Veränderungen geben kann, aber keine direkte Mitbestimmung auf kirchenrechtlicher Ebene ermöglicht.

Frage: Welche Rolle spielt das kirchliche Recht in diesem Prozess?

Bier: Das kirchliche Recht bildet den rechtlichen Rahmen für den Synodalen Weg. Es regelt zum Beispiel die Zusammensetzung der Synoden und die Verfahrensregeln für die Beratungen. Es stellt sicher, dass der Prozess fair und transparent abläuft. Gleichzeitig hat das kirchliche Recht auch seine Grenzen. Es kann keine inhaltlichen Entscheidungen treffen oder verbindliche Vorgaben machen. Das liegt in der Verantwortung der Bischöfe und des Papstes. Das kirchliche Recht dient somit eher als ein Instrument, um den Prozess zu strukturieren und rechtlich abzusichern.

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Frage: Wie bewerten Sie persönlich den Synodalen Weg und seine Bedeutung für die Zukunft der Kirche?

Bier: Der Synodale Weg ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer offenen und dialogorientierten Kirche. Er ermöglicht es, dass unterschiedliche Meinungen gehört werden und gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Das ist ein Fortschritt im Vergleich zu früheren Zeiten, in denen Entscheidungen oft von oben herab getroffen wurden. Der Synodale Weg kann dazu beitragen, dass die Kirche auf die Anliegen und Bedürfnisse der Gläubigen besser eingehen kann. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die Ergebnisse des Synodalen Weges letztendlich umgesetzt werden. Ob es zu konkreten Veränderungen kommt, hängt von den Bischöfen und dem Papst ab. Es bleibt also spannend, wie sich die Kirche in Zukunft entwickeln wird.

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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