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Jama Maqsudi: Vom Menschenrechtler in Haft zur Rückkehr nach Deutschland

Deutsch-Afghane Jama Maqsudi wurde während seiner Reise nach Afghanistan, um das Haus seiner verstorbenen Eltern zu verkaufen, am 18. Mai 2024 von den Taliban verhaftet und aufgrund seiner Menschenrechtsaktivitäten sowie kritischer Äußerungen in sozialen Medien gefoltert, bis er am 20. Juli freigelassen wurde, was die anhaltende Bedrohung für diejenigen verdeutlicht, die sich für Freiheit und Menschenrechte in Afghanistan einsetzen.

Die jüngsten Entwicklungen in Afghanistan werfen ein schockierendes Licht auf die Realität, der viele Menschen durch die herrschende Taliban-Regierung ausgesetzt sind. Der Leidensweg von Jama Maqsudi, einem 71-jährigen Deutsch-Afghanen aus Baden-Württemberg, verdeutlicht die Gefahren für Personen, die sich für Menschenrechte engagieren, und macht deutlich, wie schwierig die Bedingungen im Land sind.

Reise ins Ungewisse

Am 7. Mai 2024 reiste Jama Maqsudi zusammen mit seinen Brüdern in seine Heimat Afghanistan, um das Haus ihrer verstorbenen Eltern zu verkaufen. Diese Rückkehr war nicht nur eine emotionale, sondern auch eine existentielle Entscheidung, da ihnen klar wurde, dass sie niemals wieder in Kabul leben würden. Die Situation eskalierte, als ein Bewohner der Immobilie, in der sie Ferienwohnungen unterhielten, aus Rache die Taliban über ihre Anwesenheit informierte.

Folgen der Inhaftierung

Am 18. Mai wurde Maqsudi verhaftet und inhaftiert, wobei er unter extremen Bedingungen litt. In einer kleinen Zelle von lediglich zwei auf vier Metern Größe, ohne Bett oder Toilette, wurde er rund um die Uhr beobachtet. „Allein die Verhältnisse im Gefängnis waren Folter“, beschreibt er seine Erfahrungen. Diese Umgebung war nicht nur physisch belastend, sondern auch psychisch herausfordernd für den Mann, der in Deutschland für seine Zivilcourage bekannt ist.

Die Gefahren der Meinungsfreiheit

Ein zentraler Punkt seiner Verhaftung waren zwei Karikaturen der Taliban, die er auf seinem Facebook-Profil geteilt hatte. Dies wurde als eine Form der heimlichen Kritik an der Taliban-Regierung wahrgenommen. Maqsudi berichtete, dass er während seiner Haft mehrmals brutal verhört wurde, wobei ihm ernsthafte Bedrohungen ausgeprochen wurden. Die Androhung lebenslanger Haft machte die ohnehin schon bedrückende Situation unerträglich.

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Die internationale Reaktion

Angesichts der schlechten Lage schaltete sich das Auswärtige Amt ein, um seinen Fall zu prüfen. Trotz der politischen Umstände und der Schließung der deutschen Botschaft seit dem Machtwechsel im August 2021 war der Druck auf die Taliban-Regierung erheblich. Der Einsatz von Freunden und Bekannten, die ebenfalls bemüht waren, Maqsudi zu helfen, hat möglicherweise dazu beigetragen, seine Freilassung zu erreichen.

Zurück in Deutschland

Am 20. Juli wurde Jama Maqsudi endlich aus seiner Haft entlassen und kehrteruhe- und ohne seinem schönen Heim nach Deutschland zurück, wo er in Sicherheit mit seiner Familie nahe Tübingen leben kann. Obwohl er für die Unterstützung dankbar ist, spürt er die emotionalen und physischen Narben, die diese Erfahrung hinterlassen hat. „Für mich ist es jetzt ausgeschlossen, nach dieser Erfahrung wieder nach Afghanistan zu gehen“, erklärt er.

Engagement für Menschenrechte

Als Mitbegründer des Deutsch-Afghanischen Flüchtlingsvereins und aktives Mitglied der Zivilgesellschaft setzt sich Maqsudi seit Jahrzehnten für die Rechte von Menschen, insbesondere Frauen und Kindern, in Afghanistan ein. Seine Erfahrungen unterstreichen die Gefahren, denen solche engagierten Individuen ausgesetzt sind, und zeigen die dringende Notwendigkeit internationaler Unterstützung für die Menschen in Afghanistan.

Sein Fall ist nicht nur ein Hinweis auf die Risiken, die Menschenrechtsverteidiger in Afghanistan eingehen, sondern beleuchtet auch die Herausforderungen, mit denen die internationale Gemeinschaft konfrontiert ist. Der Konflikt zwischen den ideologischen Positionen der Taliban und den universellen Menschenrechten bleibt eine zentrale Fragestellung, die es zu diskutieren gilt.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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