Deutschland

Geplagte deutsche Fußballgiganten treffen aufeinander, wenn Schalke gegen Hertha spielt

DÜSSELDORF, Deutschland (dpa) – Schalke und Hertha Berlin haben mehr gemeinsam, als sie zugeben möchten.

Ihre Vereinsfarben sind Blau-Weiß, sie verstehen sich als Traditionsmacht des deutschen Fußballs – und sie haben in dieser Saison jeweils nur ein Ligaspiel gewonnen. Bei beiden Klubs liegen große Träume vom Ruhm der Champions League in Trümmern.

Wenn sie am Sonntag in der Bundesliga aufeinandertreffen, werden der 17. Platz Schalke und der 15. Platz Hertha auf einen Sieg hoffen, um ihre Saison anzukurbeln und so weit wie möglich von der Abstiegszone wegzukommen.

Schalke hat am Mittwoch Trainer Frank Kramer nach nur vier Monaten im Amt und nach fünf Niederlagen verloren. Wer ihn ersetzt, wird seit Anfang 2020 der siebte feste Cheftrainer des Klubs. Die einzige Mission ist der Verbleib in der Bundesliga nach dem Aufstieg in der vergangenen Saison.

Der Abstieg wäre ein weiterer Schlag für einen Verein mit chronischen finanziellen Problemen. Schalke gab viel Geld aus, um Stammspieler in der Champions League zu werden, und war noch exponierter als die meisten Vereine, als die Pandemie seine Einnahmen fast über Nacht kürzte. Der Vorsitzende des Milliardärsklubs, Clemens Tönnies, trat 2020 zurück und sah sich Kritik wegen rassistischer Äußerungen und eines massiven Ausbruchs von Coronavirus-Infektionen in einem der Schlachthöfe seines Unternehmens ausgesetzt.

Es ist unklar, ob er Kramer als Schalke-Trainer ersetzen wird. Angesichts der Geldprobleme und des dünnen Kaders des Vereins ist dies nicht der begehrteste Job. Eine Knieverletzung von Leo Greiml bedeutet, dass Schalke nun vier Innenverteidiger bis 2023 nicht zur Verfügung stehen, was die Abwehr weiter schwächt, die in den letzten vier Spielen 15 Gegentore kassiert hat.

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Auch Hertha ist ein Klub, der seine Erwartungen anpasst. Ab 2019 investierte Geschäftsmann Lars Windhorst 374 Millionen Euro in den Club mit großen Plänen. Windhorsts Vision war es, Hertha zu einem „Big City Club“ und einer Champions-League-Macht zu machen. Wenn London, Paris und Madrid Mannschaften hatten, die um europäische Titel kämpften, warum nicht Berlin?

Nun hat sich das Verhältnis zwischen Windhorst und den Hertha-Mitgliedern verschlechtert und er fordert sein Geld zurück. Die Ergebnisse auf dem Feld in den letzten drei Saisons sind zurückgegangen – 10. in der Liga, dann 14., dann 16., mit Überleben nur in einem Abstiegs-Playoff.

Noch schlimmer für die Hertha-Fans ist der Aufstieg des Lokalrivalen Union Berlin an die Spitze der Bundesliga-Tabelle. Union hat vier Punkte Vorsprung und gastiert am Sonntag beim Tabellenletzten Bochum.

Es waren harte Jahre für traditionelle „große“ Klubs in Deutschland wie Hertha und Schalke. Bayern München hat mit Hilfe von Champions-League-TV-Geldern und globalen kommerziellen Deals beispiellose 10 Bundesliga-Titel in Folge errungen. Borussia Dortmund hat als Team für spannende Nachwuchstalente eine internationale Marke aufgebaut. Die verbleibenden Champions-League-Plätze gingen oft an Vereine wie Leipzig, Bayer Leverkusen, Wolfsburg und Hoffenheim, die enge Verbindungen zu multinationalen Unternehmen oder kapitalkräftigen Investoren haben.

Windhorst sollte Herthas Antwort auf diesen Trend sein, während Schalke versuchte, mit einer jetzt gekündigten 15-jährigen Allianz mit dem staatlichen russischen Gaskonzern Gazprom Schritt zu halten.

Bei einem so intensiven Wettbewerb um die Finanzen mussten mehrere deutsche Giganten eine bescheidenere Rolle übernehmen. Und es könnte schlimmer sein. Die zweite Liga ist voll von einst großen Namen wie Hamburg, das bis 2018 nie abgestiegen war und nun in seiner vierten Saison außerhalb der höchsten Spielklasse ist, nachdem es die Playoffs der letzten Saison zufällig gegen Hertha verloren hatte.

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Berichterstattung über die AP-Weltmeisterschaft: und


Quelle: APNews

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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