Ostalbkreis

Ellwangen kämpft um die Sankt-Anna-Virngrund-Klinik: Konzept mit Sparpotenzial

Die Zukunft der Sankt-Anna-Virngrund-Klinik steht auf der Kippe. Mit einem weitreichenden Konzept haben der Ellwangener Oberbürgermeister Michael Dambacher und eine Gruppe von Kreisräten den Versuch unternommen, die Klinik als wichtigen Grundversorger im Ostalbkreis dauerhaft zu sichern. Ihr Vorschlag könnte dem Kreis immense Einsparungen in Höhe von mindestens neun Millionen Euro bringen und widerspricht damit den Planungen des Landrats Joachim Bläse, der die Klinik in ein minderwertiges Gesundheitszentrum umwandeln möchte.

Über diese bedeutende Thematik wird der Kreistag am 24. September entscheiden. Wenn die Räte dem Plan des Landrats folgen, droht der Virngrund-Klinik eine drastische Umwandlung – ohne echte Notaufnahme, ohne Unfallchirurgie und ohne Intensivstation. Diese Pläne haben bereits zu erheblichen Protesten in der Region geführt, wo sich zahlreiche Mediziner und Bürger gegen die Kürzungen ausgesprochen haben.

Notfallversorgung und chirurgische Einheit

Ein zentrales Anliegen des neuen Konzepts ist der Erhalt einer rund um die Uhr geöffneten Notaufnahme, die nur dann funktioniert, wenn auch eine Unfallchirurgie vorhanden ist. Volker Grab, einer der Befürworter, betont, dass Ellwangen und Aalen stärker kooperieren sollten, um die chirurgischen Abteilungen als Einheit zu führen. Diese Zusammenarbeit würde nicht nur die medizinische Versorgung in Ellwangen sichern, sondern ebenso die finanziellen Ressourcen optimieren. Dabei spielt auch die Telemedizin eine wichtige Rolle, um die medizinische Grundversorgung zu gewährleisten und zu modernisieren.

Darüber hinaus könnte die Virngrund-Klinik durch eine Kooperation mit dem Bundeswehrkrankenhaus Ulm an Bedeutung gewinnen. Winfried Mack stellt sich vor, dass die Klinik im Falle eines Krieges als Entlastungskrankenhaus agieren könnte, was zusätzliche finanzielle Mittel und Ausbildungsressourcen der Bundeswehr für die Ärzte zur Folge hätte.

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Optimierung des OP-Betriebs

Das Konzept sieht auch grundlegende Änderungen im OP-Bereich vor. So könnte einer der OP-Säle in Ellwangen geschlossen werden, und die Regelbetriebszeiten könnten eingeschränkt werden. Operationen sollen dann nur in Aalen oder über einen Rufbereitschaftsdienst in Ellwangen stattfinden. Dies birgt Potenziale für Kostenersparnisse und dichtere Kooperationen zwischen den beiden Standorten.

Der Umbau der OP-Struktur könnte dazu führen, dass ein bis zwei neue OP-Säle im Ostalb-Klinikum in Aalen nicht nötig wären, was eine Einsparung von bis zu zwei Millionen Euro im Kreishaushalt mit sich bringen würde. Der Fokus auf Endoprothetik soll zudem von derzeit 450 auf 1000 Fälle pro Jahr gesteigert werden.

Rehabilitation und Kurzzeitpflege

Ein weiterer innovativer Aspekt des Konzepts ist die Einführung von Abteilungen für Rehabilitation und Kurzzeitpflege in der Virngrund-Klinik, insbesondere für Patienten mit urologischen und orthopädischen Beschwerden. Durch solche Maßnahmen könnte es gelingen, die Liegezeiten der Patienten zu verkürzen und sie schneller in ihr gewohntes Leben zurückzuführen.

Es steht bereits fest, dass die Urologie nicht nach Mutlangen verlegt wird. Rainer Knecht, der sich für die Anschaffung eines Da-Vinci-Operationsgeräts einsetzt, ist überzeugt, dass dies in Ellwangen umgesetzt werden muss, um weiterhin eine hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten.

Zusätzlich sollen die Geburtshilfe sowie die Viszeralchirurgie in die ärztliche Obhut von Aalen übergeben werden, während der frühere Hubschrauberlandeplatz nach der Schließung einer Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge im Jahr 2026 wiederhergestellt werden soll. Ziel ist auch die Erweiterung der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Das neue Konzept, so die Überzeugung von Dambacher und seinen Mitstreitern, könnte das Ruder in der Gesundheitsversorgung des Ostalbkreises herumreißen. Sollte es so umgesetzt werden, könnte man nicht nur das drohende Defizit minimieren, sondern auch die Qualität der medizinischen Betreuung auf einem hohen Niveau halten. Ein langfristiger Plan, der unter Berücksichtigung der Daseinsvorsorge steht, könnte dem gesamten Kreis zugutekommen und das Vertrauen in die Gesundheitseinrichtungen stärken, denkt man in Ellwangen.

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NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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