Main-Tauber-Kreis

Ein Notruf aus Wertheim: Patienten leiden unter Klinikschließung

Teaser: Am 25. Juni erlitt der 90-jährige Helmut Arnold aus Nassig aufgrund einer seltenen Erkrankung einen Arterienverschluss, während er auf dringende medizinische Hilfe wartete; die Schließung des Wertheimer Krankenhauses erschwerte die Versorgung und verdeutlicht die Notwendigkeit der Wiedereröffnung dieser Einrichtung für die gesamte Region.

Die Schließung des Wertheimer Krankenhauses hat weitreichende Folgen für die medizinische Versorgung der Region. Besonders seit der Schließung am 3. Juni 2023 müssen Patienten wie Helmut Arnold, der am 25. Juni mit einem akuten Gesundheitsproblem konfrontiert wurde, lange Wege in Kauf nehmen. Arnold, 90 Jahre alt, leidet an einer seltenen Erkrankung, die zu Gefäßverschlüssen führen kann. Als er am besagten Morgen stärkste Schmerzen im rechten Bein verspürte, war schnelle Hilfe gefragt.

Die Auswirkungen der Krankenhaus-Schließung

Die Schließung des Wertheimer Krankenhauses hat nicht nur praktische Folgen für die Patienten, sondern wirft auch Fragen zur allgemeinen Gesundheitsversorgung auf. Berichten zufolge entstanden durch die Notwendigkeit langer Fahrten zu weiter entfernten Krankenhäusern, etwa in Erlenbach oder Hanau, paradoxe Situationen. „Wir haben mehrfach erlebt, dass Patienten sehr früh wieder aus der Klinik entlassen werden, ohne gut versorgt zu sein“, berichtete die Wertheimer Hausärztin Christina Gläser. Diese Probleme zeigen die angespannte Lage der stationären Versorgung in der Region.

Zwischenzeitliche Notfälle und Schwierigkeiten

Sanitäter fuhren Arnold, nachdem sie ihn am Morgen in Wertheim versorgt hatten, nach Erlenbach, wo ein kritischer Zustand festgestellt wurde: eine Totalverengung der Arterie. Die zuständige Ärztin hatte währenddessen viel Zeit damit verbracht, ein freies Bett in einer geeigneten Klinik zu finden. Ein Prozess, der in der aktuellen Lage der medizinischen Versorgung oft nahezu unmöglich erscheint.

Notwendige Zustände

Die Schließung der Klinik hat auch Händler und Ärzte in der Region alarmiert. „Seit der Klinikschließung häufen sich Fälle, in denen Patienten Probleme durch lange Wege ins Krankenhaus oder die zeitraubende Suche nach freien Betten haben“, erklärte Gläser. Wenn Kapazitäten fehlen, kommt es immer wieder zu Notfällen, die ohne die medizinische Infrastruktur vor Ort schwieriger zu bewältigen sind. Laut Hans Werner Sudholt, ehemaliger Chefarzt, müssen Krankenwagen oft längere Strecken zurücklegen als nötig. „Das ist täglich Brot und macht die Leute wahnsinnig“, äußerte er sich besorgt über die vorherrschenden Umstände.

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Die Stimmen der Betroffenen

Nicht nur Arnold, auch viele andere Bürger machen sich Gedanken über die medizinische Zukunft der Region. Bärbel Schmitt zum Beispiel, die aufgrund schwerer Erkrankungen auf ein Krankenhaus in der Nähe angewiesen ist, hat sogar über einen Umzug nachgedacht. „Ohne Krankenhaus in der Nähe fehlt mir die Sicherheit“, sagt sie. Ihre Erfahrung zeigt, wie wichtig ein gut erreichbares Krankenhaus für die Lebensqualität der Anwohner ist.

Die zukünftige Hoffnung

Dennoch gibt es Lichtblicke – die mögliche Wiedereröffnung des Wertheimer Krankenhauses könnte der Region eine neue Perspektive geben. „Ich freue mich auf jeden Fall, dass es das Krankenhaus wieder geben soll“, äußert Arnold seine Hoffnung. In diesem Zusammenhang planen örtliche Verantwortliche, die Notfallkapazitäten auszubauen und gegebenenfalls ein Herzkatheterlabor einzurichten. „Dieses Krankenhaus hätte niemals schließen dürfen“, sagt Schmitt und fügt an, dass die Rückkehr eines Krankenhauses nicht nur für sie, sondern für die gesamte Gemeinde eine essenzielle Notwendigkeit darstellt.

Die Schließung eines Krankenhauses ist mehr als nur eine Verwaltungsentscheidung – es geht um Menschenleben. Die Wiedereröffnung könnte nicht nur die medizinische Versorgung stabilisieren, sondern auch den Bürgern das Gefühl von Sicherheit zurückgeben. Der Bedarf an örtlichen medizinischen Einrichtungen ist unbestritten und wird in Zeiten von zunehmenden Gesundheitsproblemen immer bedrohlicher.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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