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Dorfpride in Ketsch: Queere Sichtbarkeit im Herzen der Gemeinde

Am Samstag, den 7. September 2024, demonstrierten etwa 800 queere Menschen in Ketsch (Rhein-Neckar-Kreis) im Rahmen der fünften Dorfpride für Sichtbarkeit, Respekt und Anerkennung, um auf die Unsichtbarkeit queerer Personen im ländlichen Raum aufmerksam zu machen.

Stand: 07.09.2024 17:44 Uhr

In Ketsch, einem kleinen Dorf im Rhein-Neckar-Kreis, fand am Samstag die fünfte Dorfpride statt, die unter dem Motto „Loud and proud“ stand. Diese Veranstaltung zielt darauf ab, die Sichtbarkeit und die Rechte von queeren Menschen in ländlichen Gebieten zu erhöhen. Der Marktplatz verwandelte sich ab 12 Uhr in einen Ort des Aktivismus. Laut Polizei zählte man zwischen 800 und 900 Teilnehmern. Ursprünglich schätzte die Polizei die Zahl der Demonstrierenden auf 500, was die Begeisterung und Unterstützung für die Veranstaltung umso deutlicher macht.

Die Teilnehmer setzten sich vehement für Respekt und Anerkennung von queeren Menschen ein, einem Begriff, der eine Vielzahl von Identitäten umfasst, darunter lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und intersexuell. In den ländlichen Gemeinden, so berichten die Organisatoren, seien queere Menschen oftmals unsichtbar. Susanne Hun, ein Mitglied des Organisationsteams, stellte treffend fest: „Menschen, die queer sind, sind hier unsichtbar“. Die Demonstration bot eine Plattform, um Sichtbarkeit zu schaffen und Vorurteile abzubauen.

Dorfpride für Sichtbarkeit und Respekt

Die Dorfpride ist mehr als nur eine Parade; sie ist ein Symbol für Zusammenhalt und Akzeptanz. Die Organisatoren hoffen, dass durch solch öffentliche Demonstrationen Menschen, die skeptisch gegenüber queeren Themen eingestellt sind, in den Dialog einbezogen werden können. „Wir haben viel Zuspruch erfahren, aber gleichzeitig spüren wir, dass hier ein anderer Wind weht, es also etwas konservativer ist“, so Hun.

Obwohl eine Gegendemo von der NPD Rhein-Neckar angemeldet wurde, war die Gegenpräsenz mit lediglich acht Personen kaum spürbar. Dies zeigt, dass die Unterstützung für die queere Community in Ketsch überwiegend stark ist. Es gibt jedoch auch Herausforderungen: Die queeren Menschen fühlen sich oft in ihrer Heimat nicht akzeptiert oder gesehen, was durch solche Veranstaltungen angegangen werden soll.

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Die Dorfpride wird jährlich in einem anderen Dorf im Südwesten Deutschlands gefeiert. In diesem Jahr war Ketsch an der Reihe, während im letzten Jahr die Feierlichkeiten in Wiesloch stattfanden. Die Organisatoren betonen, dass es wichtig ist, ein gemeinschaftliches und solidarisches Event zu schaffen, das nicht nur die queere Szene feiert, sondern auch ein Bewusstsein in der gesamten Bevölkerung fördert.

Insgesamt zeigt die erfolgreiche Durchführung der Dorfpride in Ketsch, dass der Kampf um Sichtbarkeit und Gleichberechtigung für queere Menschen in ländlichen Regionen weiterhin zentral ist. Solche Ereignisse bringen Menschen zusammen und helfen, den Diskurs über sexuelle Identität und Diversität zu eröffnen und zu fördern.

Sendung am Sa., 7.9.2024 12:00 Uhr, SWR4 am Samstag, SWR4

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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