
Die Guillaume-Affäre, die sich vor genau 50 Jahren ereignete, steht als einer der spektakulärsten Spionagefälle in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Im Zentrum des Geschehens stand Günter Guillaume, ein Referent von Bundeskanzler Willy Brandt, der zusammen mit seiner Frau Christel als Spione der DDR-Staatssicherheit enttarnt wurde. Die Verhaftung der Guillaumes führte dazu, dass Brandt am 6. Mai 1974 von seinem Amt als Bundeskanzler zurücktrat.
Der Fall wirft bis heute Fragen auf, wie es einem Agenten aus dem kommunistischen Herrschaftsbereich gelungen ist, so tief in das politische Machtzentrum einzudringen. Guillaume, einst in Berlin geboren und als Flüchtling getarnt, hatte sich durch verschiedene politische und berufliche Stationen bis in das Kanzleramt hochgearbeitet. Lange Zeit waren trotz Verdachtsmomenten keine konkreten Beweise gegen ihn vorliegend, bis er sich letztendlich selbst entlarvte.
Die Affäre führte zu weiteren Spekulationen über mögliche Erpressung gegen Bundeskanzler Brandt aufgrund von angeblichen Sexgerüchten, die von Brandts Personenschützern ausgegangen sein sollen. Letztendlich gab Brandt angesichts der innerpolitischen Spannungen und Anschuldigungen seinen Rücktritt bekannt. Obwohl die Stasi den Sturz Brandts als einen Verlust für die DDR bezeichnete, führte die Affäre dazu, dass Günter und Christel Guillaume zu langen Haftstrafen verurteilt, jedoch später gegen Bundesbürger ausgetauscht wurden.
Trotz des Rücktritts als Bundeskanzler blieb Willy Brandt weiterhin SPD-Chef, während Helmut Schmidt sein politisches Amt übernahm. Die Guillaumes kehrten in die DDR zurück, wo sie von der Stasi als Helden empfangen wurden. Günter Guillaume verstarb 1995, während Christel bis 2004 lebte und sich später scheiden ließ. Die Guillaume-Affäre bleibt ein markantes Ereignis in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, das bis heute fasziniert und Rätsel aufgibt.