Stimmung in deutschen Chefetagen weiterhin schlecht
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich zum dritten Mal in Folge verschlechtert. Die Sorge um die Konjunktur wird immer drängender und von einer Erholung ist derzeit nichts zu sehen. Dies geht aus einer Umfrage des ifo-Instituts hervor, bei der etwa 9.000 Führungskräfte befragt wurden.
Zum Beginn der zweiten Jahreshälfte hat sich die Stimmung überraschend stark eingetrübt. Das ifo-Geschäftsklima sank im Juli auf 87,3 Punkte, nachdem es im Vormonat noch bei 88,6 Punkten lag. Experten hatten einen schwächeren Rückgang erwartet. Die Lage in der deutschen Wirtschaft verdüstert sich damit weiter.
Besonders im Baugewerbe fiel der Indikator auf den tiefsten Stand seit Februar 2010. Die Branche leidet unter den gestiegenen Zinsen und den hohen Baukosten. Auch die Unternehmen in anderen Sektoren waren mit den laufenden Geschäften unzufriedener und die Geschäftserwartungen gaben erneut nach.
Die anhaltende Schwäche der Industrie ist einer der Gründe für die Misere. Es kommen kaum neue Aufträge herein, obwohl die bestehenden Aufträge besser abgearbeitet werden können. Besonders der Maschinenbau, die Elektrotechnikbranche und die Chemieindustrie zeigen Schwächeanzeichen. Auch die Auslandsnachfrage ist mau, wodurch von der Exportseite kein Aufschwung zu erwarten ist.
Die deutsche Wirtschaft befand sich bereits Ende 2022 und Anfang 2023 in einer technischen Rezession. Die Gefahr einer Rezession bis in den Spätsommer hinein ist nun sprunghaft gestiegen. Die jüngsten Einkaufsmanagerindizes deuten darauf hin, dass die Wirtschaft zu Beginn des zweiten Halbjahrs geschrumpft ist. Auch im Rest des Euroraums gibt es Rezessionssignale.
Experten wie Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sehen einen erneuten Rückgang der deutschen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte voraus. Auch Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt bei der LBBW, ist der Meinung, dass die Rezession noch länger anhalten wird.
Der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Börse wird von Jörg Zeuner, Chefvolkswirt bei Union Investment, betrachtet. Während die Börsenkurse nach oben gehen und auf das Ende des Zinserhöhungszyklus hoffen, spürt die Realwirtschaft den vollen Bremseffekt der strafferen Geldpolitik. Deshalb wird für dieses Jahr weiterhin wenig Dynamik bei der Konjunktur erwartet.