Laut einem Plan, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwoch bekannt gegeben hat, dürfen Erwachsene ab 21 Jahren bald bis zu 30 Gramm des Medikaments für den persönlichen Verzehr in speziell lizenzierten Geschäften kaufen.
„Wir wollen Cannabis entkriminalisieren, um mehr Schutz für Kinder und allgemein einen besseren Gesundheitsschutz zu erreichen“, sagte Lauterbach.
Er betonte, dass es darum gehe, einen „streng regulierten Markt“ zu schaffen, der Drogendealer aus dem Geschäft treibe, und erklärte, dass „wir den gesamten Markt kontrollieren wollen“.
„Ein gefährliches Signal für ganz Europa“
Doch der Plan stieß sofort auf Kritik.
Die konservative Regierung des größten Bundeslandes Bayern nannte es „ein gefährliches Signal für ganz Europa“.
„Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass keine Anreize für den Drogentourismus nach Deutschland geschaffen werden“, sagte CSU-Gesundheitsminister Klaus Holetschek der Augsburger Allgemeinen Zeitung.
Die Verwendung des Medikaments sei mit „erheblichen und manchmal irreversiblen gesundheitlichen und sozialen Risiken“ verbunden, fügte er hinzu.
Alles Cannabis, das in Deutschland verkauft werden soll, muss im Inland unter strengen Lizenzbedingungen angebaut werden. Aber es muss auf grünes Licht aus Brüssel warten, bevor es in Kraft tritt.
Befürworter der Entkriminalisierung in Deutschland argumentieren, dass Teenagern auf der Straße gefährlich starkes „Skunk“ verkauft wird, das oft mit schädlichen Chemikalien besprüht wurde.
Dem Plan zufolge können Verbraucher das Produkt entweder in einem Geschäft kaufen oder bis zu drei Pflanzen pro Erwachsenem zu Hause anbauen.
Planen Sie, den THC-Gehalt zu begrenzen
Anfängliche Pläne, den Gehalt des psychoaktiven Wirkstoffs THC in den Produkten zu begrenzen, wurden aufgrund von Schwierigkeiten bei der Kontrolle dieser Gehalte verworfen.
Verkäufe werden auch nicht nur mit der Mehrwertsteuer, sondern mit einer zusätzlichen „Cannabissteuer“ besteuert.
Forscher des Instituts für Wettbewerbsökonomie in Düsseldorf schätzten Anfang dieses Jahres, dass die durch Entkriminalisierung generierten Steuereinnahmen über vier Milliarden Pfund erreichen könnten.
„Eine rein repressive Drogenpolitik ist gescheitert, deshalb wollen wir den Cannabiskonsum verantwortungsvoll legalisieren“, sagte Justizminister Marco Buschmann (FDP) am Mittwoch.
„Das bedeutet bessere Produktqualität und damit Gesundheitsschutz sowie Entlastung für unsere Polizisten, damit sie sich auf wichtigere Dinge konzentrieren können“, schrieb Buschmann auf Twitter.
Plan steht vor EU-Hürden
Herr Scholz sagte, er habe die Legalisierung zunächst nur ungern unterstützt, sei aber inzwischen davon überzeugt, dass es eine gute Idee sei.
Allerdings muss der Plan noch hohe Hürden nehmen, die im EU-Recht verankert sind.
Eine Bewertung des Rechtsteams des Bundestags vom September ergab, dass eine Entkriminalisierung gegen mindestens zwei EU-Verträge verstoßen könnte, denen Deutschland beigetreten ist.
Besonders problematisch wird eine Vereinbarung der Schengen-Mitglieder sein, dass keiner von ihnen den Verkauf von Betäubungsmitteln legalisiert, die dann über die Grenzen transportiert werden könnten.
Herr Lauterbach sagte, er werde nun auf Einschätzungen aus Brüssel warten, ob sein Plan realisierbar sei.
„Wenn die Europäische Kommission zu dem Schluss kommt, dass dieser Plan nicht realisierbar ist, werden wir ihn nicht weiterverfolgen“, räumte Lauterbach ein.
Aber er fügte hinzu: „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Legalität 2024 erreicht sein wird.“
Unter Deutschlands europäischen Nachbarn haben mehrere Länder ihre Zehen ins Wasser getaucht, um die Herstellung von Cannabisprodukten für medizinische Zwecke zu genehmigen.
In der Tschechischen Republik, wo die Behörden kleine Mengen der Droge bereits ignorieren, erwägt die Regierung derzeit Pläne, den Besitz zu entkriminalisieren.
Quelle: The Telegraph