Die linke Berliner Regierung bereitet sich darauf vor, die liberale Flüchtlingspolitik der Ära Merkel aufzugeben und hart gegen Asylbewerber vorzugehen
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte am Mittwoch einen Plan an, der vorsieht, dass Deutschland an allen neun Grenzen strengere Kontrollen einführt und gleichzeitig auf Asylzentren am Rande der EU drängt.
„Die große Aufgabe, vor der wir stehen, besteht darin, die irreguläre Migration zu bewältigen und natürlich zu begrenzen“, sagte Scholz am Ende eines Marathongipfels mit lokalen Führungskräften.
Seit Monaten beschweren sich Kommunalverwaltungen darüber, dass sie von der Bundesregierung im Regen stehen gelassen werden, während sie mit der Unterbringung von Flüchtlingen und der Schulbildung für ihre Kinder zu kämpfen haben.
Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Ankünfte stark gestiegen. Bisher wurden über 100.000 Asylanträge gestellt. Eine Zahl wie seit 2015 nicht mehr, als Angela Merkel bekanntermaßen die Türen Deutschlands für Syrer öffnete, die vor dem verheerenden Bürgerkrieg ihres Landes flohen.
Diesmal war die Reaktion allerdings ganz anders.
Während Frau Merkel die deutsche Öffentlichkeit mit ihrem Aufruf „Wir schaffen das“ (Wir schaffen das) mobilisierte und damit zu einer Flut von Spenden und Freiwilligenarbeit führte, wurde der Anstieg der Neuankömmlinge dieses Mal vom Krieg in der Ukraine überschattet.
Während die Kommunalpolitiker beim Gipfeltreffen am Mittwoch vor allem Geld forderten, machte Herr Scholz deutlich, dass er nicht bereit sei, ihre finanziellen Forderungen zu erfüllen.
Er bot eine Milliarde Euro an – eine Zahl, die lokale Politiker später als „einen Tropfen auf den heißen Stein“ bezeichneten –, machte aber deutlich, dass seine Priorität darin bestehe, den Migrationsstrom zu verlangsamen.
Am umstrittensten ist seine Unterstützung für den Bau von Asylzentren an den Außengrenzen der EU, ein Schritt, der viele Flüchtlinge daran hindern würde, ihren Fall bei den deutschen Behörden geltend zu machen.
Menschenrechtsgruppen bezeichneten den Vorschlag als „schockierend“ und eine „Menschenrechtskatastrophe“ und behaupteten, dass es sich bei den vorgeschlagenen Zentren in Wirklichkeit um Gefängnisse handeln würde.
Doch während NGOs einst auf die Unterstützung der Grünen zählen konnten, haben selbst sie ihre einst so starke Unterstützung der Flüchtlingsrechte verwässert.
Als Juniorpartner in der Koalition von Herrn Scholz haben die Grünen in den letzten Tagen deutliche Signale gesetzt, dass Asylanträge bearbeitet werden sollen, bevor Menschen Deutschland erreichen.
„Wir müssen an der europäischen Grenze wissen, wer ankommt, woher die Menschen kommen und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie bleiben“, sagte der grüne Abgeordnete und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir diese Woche.
Berlin hat sich zudem dazu verpflichtet, die Kontrollen an den Inlandsgrenzen zu verschärfen.
Während sich die Kontrollen derzeit auf die österreichische Grenze konzentrieren, wo in den letzten Jahren die meisten Migranten angekommen sind, könnten Stichproben nun sogar bis nördlich nach Dänemark durchgeführt werden.
Im Text der Einigung vom Mittwoch heißt es: „Aufgrund der aktuellen Lagedynamik werden an allen deutschen Landgrenzen Schleppnetzfahndungen durchgeführt.“
Herr Scholz hat auch eine „Migrationspartnerschaft neuen Typs“ angekündigt, bei der Deutschland qualifizierte Migranten aus Entwicklungsländern unter der Bedingung aufnimmt, dass sie illegal in Deutschland lebende Staatsbürger zurücknehmen.
Die deutsche Öffentlichkeit scheint wenig Lust auf ein weiteres Jahr der Massenankünfte von Flüchtlingen zu haben.
Im vergangenen Jahr nahm Deutschland rund eine Million Ukrainer auf, die vor dem Krieg geflohen waren, was den ohnehin schon akuten Druck auf den Wohnungsmarkt des Landes noch verstärkte.
Unterdessen folgte auf den guten Willen, der das Land im Jahr 2015 erfasste, ein Anstieg von Terrorismus und Gewaltkriminalität.
Nach Merkels Entscheidung, die Grenzen zu öffnen, gewann die AfD als erste rechtsextreme Partei seit der Nazizeit Sitze in einem deutschen Parlament. Das Land kämpfte in den vergangenen Jahren auch darum, Menschen abzuschieben, die zu den Syrern kamen, aber kein Bleiberecht hatten.
Quelle: The Telegraph