Der Cum-Ex-Betrug mit illegalen Aktiendeals, der als größter Steuerskandal der Bundesrepublik gilt, hat erneut Aufmerksamkeit erregt. Die Chefermittlerin Anne Brorhilker hat angekündigt, ihren Posten aufzugeben und zur Organisation Finanzwende zu wechseln. In einer klaren Kritik an der politischen Reaktion auf den Steuerskandal äußerte sie, dass die Verfolgung von Finanzkriminalität in Deutschland nicht ausreichend sei. Brorhilker betonte, dass die Kleinen bestraft werden, während die Großen ungestraft bleiben. Diese Ungleichheit in der Justiz sei inakzeptabel.
Trotz jahrelanger Ermittlungen und Verfahren im Zusammenhang mit Cum-Ex hat die Politik nach Brorhilkers Ansicht noch nicht angemessen reagiert. Es wird bemängelt, dass Steuerdiebstähle weiterhin stattfinden und neue Modelle die alten ersetzen. Eine effektivere Bekämpfung von Finanzkriminalität erfordere mehr Personal und die Schaffung einer zentralen bundesweiten Behörde. Unter Brorhilkers Leitung wurden in Köln in etwa 120 Cum-Ex-Ermittlungsverfahren rund 1700 Beschuldigte verfolgt, wobei die Staatsanwaltschaft eine führende Rolle bei der Aufklärung des Skandals spielte.
Der Cum-Ex-Skandal umfasst einen Zeitraum von 2006 bis 2011 und hat dem deutschen Staat schätzungsweise einen zweistelligen Milliardenbetrag gekostet. Trotz einiger Verurteilungen, darunter prominenter Köpfe wie Hanno Berger und ehemaliger Mitarbeiter der Maple Bank, sind immer noch viele offene Fragen zu klären. Eine Artverwandter, Cum-Cum-Deals, hat dem Staat sogar mehr Geld entzogen, ohne dass diese umfassend strafrechtlich verfolgt wurden.
Brorhilkers Entscheidung, zur Finanzwende zu wechseln, wird als Schritt zur weiteren Aufklärung der Finanzkriminalität angesehen. Ihre Kritik an der Justiz, die finanzstarken Tätern oft nachgiebig sei, verdeutlicht die Schwierigkeiten bei der Verfolgung von Wirtschaftsverbrechen. Trotzdem bleibt die Hoffnung auf eine effiziente Strafverfolgung, bei der auch die Drahtzieher zur Rechenschaft gezogen werden und unrechtmäßig erlangte Steuergelder zurückgeführt werden. Die politischen Reaktionen auf Brorhilkers Rücktritt und ihre zukünftige Rolle bei der Finanzwende bleiben abzuwarten.