Brotbrennerei: Bioethanol aus der Bäckerei
Das Problem der Verschwendung von Lebensmitteln ist allgegenwärtig, insbesondere bei Backwaren. In Deutschland fallen jährlich geschätzte 600.000 Tonnen Backwaren als Retouren und Reste an. Viele Bäckereien versuchen, diese Produkte wiederzuverwenden, zum Beispiel als Tierfutter oder in Biogasanlagen. Allerdings ist dies mit zusätzlichen Kosten verbunden, da die Produkte aufwendig sortiert werden müssen. Um eine nachhaltigere Lösung zu finden, hat der Geschäftsführer von Webers Backstube, Hannes Weber, die Idee der „Brotbrennerei“ entwickelt.
Die Brotbrennerei ist ein Forschungsprojekt, an dem auch die Universität Hohenheim beteiligt ist. Das Ziel des Projekts ist es, mithilfe einer Pilotanlage Bioethanol aus Altbackwaren herzustellen. Es wird geschätzt, dass in Deutschland jährlich etwa 162 Millionen Liter Bioethanol aus Altbackwaren gewonnen werden könnten. Dies würde eine erneuerbare Kraftstoffquelle schaffen und gleichzeitig die Konkurrenz zwischen der Nutzung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen für die Lebensmittelproduktion und die Kraftstoffherstellung reduzieren.
Die Forschungs- und Lehrbrennerei der Universität Hohenheim hat untersucht, ob Brot überhaupt vergoren werden kann. Dafür wurde das Brot mit Wasser, Hefe und Enzymen zu einer sogenannten Maische verarbeitet, die dann vergoren wurde. Es stellte sich heraus, dass sich einige Backwarenreste besser vergären lassen als andere. Insbesondere Weißbrot hatte aufgrund seines geringen Proteingehalts eine geringere Alkoholausbeute. Durch Zugabe von Gärsalzen konnte dieser Mangel jedoch behoben werden.
Die Brotbrennerei arbeitet derzeit kostendeckend, selbst wenn die Marktpreise für Bioethanol niedrig sind. Langfristig könnten jedoch aromatische Spirituosen aus Altbackwaren destilliert werden, um höhere Erlöse zu erzielen. Derzeit verbietet das EU-Recht jedoch die Destillation von Brot und anderen Backwaren. Das Projektteam arbeitet jedoch daran, eine Änderung des Gesetzes zu erreichen.
Die Brotbrennerei in Friedrichshafen ist derzeit ein Pilotprojekt, das als Vorbild für andere Betriebe dienen soll. Die Projektbeteiligten möchten Handlungsempfehlungen erarbeiten, die als Beratungs- und Entwicklungsleistungen für künftige Betreiber solcher Produktionsanlagen dienen können. Es wird geschätzt, dass sich solche Anlagen für mittlere Betriebe mit einem Umsatz von etwa fünf Millionen Euro rentieren können.
Das Projekt wird über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.
Die Universität Hohenheim engagiert sich insgesamt stark in der Bioökonomie, von der Züchtung über die nachhaltige Produktion biobasierter Rohstoffe bis hin zur Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen. Die Bioökonomie nutzt biologische, chemische und physikalische Umwandlungsprozesse, um biologische Stoffe und Prozesse besser zu nutzen und so auf fossile Rohstoffe verzichten zu können.
Tabelle:
Problem | Lösung |
---|---|
Verschwendung von Backwaren | Herstellung von Bioethanol aus Altbackwaren |
Konkurrenz zwischen Lebensmittel- und Kraftstoffproduktion | Nutzung von Altbackwaren für Bioethanolproduktion |
Geringe Alkoholausbeute bei Weißbrot | Zugabe von Gärsalzen |
Destillation von Brot und Backwaren verboten | Änderung des EU-Rechts erforderlich |
Rentabilität von Produktionsanlagen | Handlungsempfehlungen für potenzielle Betreiber erstellen |
Quelle: Universität Hohenheim
Die Brotbrennerei ist ein vielversprechendes Projekt, das dazu beitragen könnte, sowohl die Lebensmittelverschwendung als auch die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Es bleibt abzuwarten, ob die geplante Änderung des EU-Rechts erreicht werden kann, um die Destillation von Brot und Backwaren zu ermöglichen. Bis dahin werden weitere Forschungen und Entwicklungen in diesem Bereich sicherlich dazu beitragen, die Effizienz und Rentabilität solcher Produktionsanlagen zu verbessern.
Quelle: Universität Hohenheim / ots