Deutschland

Berliner Wähler äußern Unzufriedenheit mit chaotischem Status quo

BERLIN (AP) – Die Stadt Berlin hat am Sonntag eine gerichtlich angeordnete Wiederholung einer chaotischen Landtagswahl 2021 abgehalten, die durch schwere Störungen in vielen Wahllokalen und stundenlangen Schlangen beeinträchtigt wurde, da einigen Wahllokalen die Stimmzettel ausgingen oder welche eingingen für den falschen Bezirk.

Ausgangsumfragen zeigten die Mitte-Rechts-Christdemokraten mit 27,5 % der Stimmen vorn, gefolgt von den Sozialdemokraten und den Grünen, die laut öffentlich-rechtlichem Sender ARD jeweils 18,5 % erreichten. Das Endergebnis wird zusammen mit den Koalitionsverhandlungen darüber entscheiden, wer Bürgermeister und Landessenator der deutschen Hauptstadt wird.

Die Berliner sind seit langem frustriert über die notorisch dysfunktionale Verwaltung der Stadt, die sich jahrelang den Klischees deutscher Effizienz widersetzt und sie zum Gespött des Rests des Landes gemacht hat.

Wenn die endgültigen Ergebnisse die Ausgangsumfrage widerspiegeln, wäre es das erste Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten, dass die Mitte-Rechts-CDU als stärkste Partei in Berlin hervorgeht. Kai Wegner, Spitzenkandidat der Partei, dankte den Berlinern für ihre Stimmen und versprach: „Wir werden Berlin wieder zum Laufen bringen.“

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Nach der Wahl 2021 führte Franziska Giffey, die den Sozialdemokraten von Bundeskanzler Olaf Scholz angehört, die Stadt als Berliner Bürgermeisterin in einer linken Dreiparteien-Koalition mit den Grünen und der Linken. Der 44-Jährige lief am Sonntag wieder.

Giffey räumte nach Abschluss der Umfragen ein, dass „die Berliner nicht glücklich darüber sind, wie die Dinge jetzt sind“. Wer Berlins nächster Bürgermeister wird, lassen die Exit-Polls allerdings offen, da mehrere Koalitionsoptionen möglich sind.

Das Verfassungsgericht von Berlin, einer von drei deutschen Städten, die auch ein eigenes Land ist, hat die Landtagsabstimmung 2021 im November für ungültig erklärt. Eine teilweise Wiederholung werde „angesichts der Vielzahl und Schwere der Wahlfehler“ nicht ausreichen, hieß es.

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Die Entscheidung folgte Beschwerden mehrerer politischer Parteien und Regierungsstellen über die Wahlen zum Landtag am 26. September 2021.

In Berlin fanden an diesem Tag vier Abstimmungen statt: die Landtagswahl, eine Wahl zu den 12 Bezirkstagen der Stadt, die Bundestagswahl und ein kommunaler Volksentscheid. Der Berlin-Marathon fand am selben Tag statt, zusätzlich zu den logistischen Schwierigkeiten.

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Vor vielen Wahllokalen bildeten sich lange Schlangen, als die Wähler mit zusätzlichen Stimmzetteln zu kämpfen hatten. Einigen Wahllokalen gingen im Laufe des Tages die Stimmzettel aus, andere erhielten Stimmzettel für den falschen Bezirk, was zu einer großen Anzahl ungültiger Stimmen führte.

Ein weiteres Problem war, dass die Wahl um 18 Uhr enden sollte, aber die Wähler, die zu dieser Stunde in der Schlange standen, durften ihre Stimme abgeben, selbst nachdem die Ergebnisse der Ausgangsumfragen veröffentlicht worden waren.

Der Leiter einer internationalen Delegation von Wahlbeobachtern sagte, die wiederholte Wahl am Sonntag scheine gut organisiert und reibungslos verlaufen zu sein.

„Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir gesehen haben“, sagte Vladimir Prebilic, der Leiter der Delegation des Europarates, der Deutschen Nachrichtenagentur dpa.

Zu den dringendsten Themen bei den Wahlen am Sonntag gehörte der Wohnungsmarkt der Stadt. Steigende Mieten und Wohnungsnot machen bezahlbares Wohnen in der Innenstadt für viele bürgerliche Familien nahezu unmöglich.

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Auch die Berliner wünschen sich ein Ende einiger Frustrationen in ihrer Stadt.

Zu den ärgerlichsten Themen gehören die stark verzögerte Eröffnung des städtischen Flughafens und die nahezu unmögliche Terminvereinbarung mit den Bürgerzentren der Stadt, um eine Heiratsurkunde zu beantragen, sich nach einem Umzug anzumelden oder einen neuen Reisepass zu beantragen.

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Das Schulsystem der Stadt ist bekannt für seine notorisch baufälligen Gebäude und Schüler, die in Lesen, Mathematik und anderen Fächern regelmäßig auf den letzten Plätzen der nationalen Rangliste stehen.

Doch trotz der vielen Beschwerden lieben die 3,6 Millionen Einwohner der Stadt ihre Stadt, die für ihre Toleranz, ihr pulsierendes Kultur- und Nachtleben und ihre Vielfalt gelobt wird.

Rund 2,4 Millionen Menschen waren bei der Wiederholung wahlberechtigt, aber nur 48,8 Prozent hatten laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa bis 16 Uhr ihre Stimme abgegeben.

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Liv Stroud trug zur Berichterstattung bei.

Quelle: APNews

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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