Am Mittwoch werden bundesweit Apothekerinnen und Apotheker auf die Straße gehen, um gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Sie fordern eine Erhöhung des Festbetrags für Arzneimittel von derzeit 8,35 Euro netto auf 12 Euro. Rund 95 Prozent der Apotheken im Oberbergische Kreis bleiben an diesem Tag geschlossen, aber der 24-Stunden-Notdienst ist wie gewohnt von 9 Uhr bis 9 Uhr sichergestellt.
Sebastian Gissinger, Vertrauensapotheker in Oberberg und Inhaber der Hirsch Apotheke in Engelskirchen-Ründeroth, sagt, dass der Streik auch für die Patienten sei. Die Lieferengpässe bei Medikamenten seien eine tägliche Herausforderung. Auch das Personal in den Apotheken kämpfe für mehr Gehalt und gegen Personalmangel. Ulrike Horwarth, Inhaberin der Bergischen Apotheke in Wiehl-Bielstein, musste Anfang des Jahres die Ginkgo-Apotheke in Drabenderhöhe aufgrund fehlenden Personals dauerhaft schließen. Die oberbergischen Apotheker fordern konkrete Maßnahmen der Bundesregierung, um die Lieferengpässe bei Medikamenten zu entschärfen.
Martina Dammüller, Inhaberin der Cosmas- und der West-Apotheke in Wipperfürth und Pressesprecherin der oberbergischen Apotheker, wird mit ihren Angestellten an der Großkundgebung in Düsseldorf teilnehmen. Sie kritisiert die aus ihrer Sicht prekäre finanzielle Lage der Apotheken und die Tatsache, dass seit zehn Jahren keine Honorarerhöhung mehr stattgefunden hat.
Die Patienten in den Apotheken leiden unter den Lieferengpässen. Rund 300 von 4.000 Medikamenten seien nicht lieferbar, darunter auch Antibiotika, Penicillin und Chemotherapie-Präparate für Krebspatienten. Wenn ein bestimmter Wirkstoff nicht lieferbar ist, müssen die Apotheken bei den Ärzten, die das Rezept ausgestellt haben, anrufen, was viel Zeit kostet und nicht vergütet wird.
Trotz einzelner Schließungen sei der Oberbergische Kreis an Apotheken gut aufgestellt, aber auch hier muss der Protest sichtbar werden, betont Gissinger. Andreas Böhm, Inhaber der Löwen-Apotheke in Wipperfürth, wird seine Apotheke am Mittwoch bis 12.30 Uhr geöffnet halten, da er an diesem Tag verschiedene Heime beliefern müsse. Obwohl er den Protest grundsätzlich für eine gute Sache hält, könne er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, wenn Patienten vor verschlossener Tür stehen.