Ohne professionelle Kommunikation lassen sich große Bau- und Infrastrukturprojekte nicht mehr erfolgreich umsetzen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim in Stuttgart und des Beratungsunternehmens clavis. Die Kommunikationswissenschaftler:innen der deutschen Uni und die Expert:innen des österreichischen Kommunikationsberatungsunternehmens haben im März und April 2024 Projektverantwortliche von 224 Bauvorhaben in Deutschland, Österreich und Südtirol befragt. Die Projekte umfassen ein Gesamtinvestitionsvolumen von 426 Milliarden Euro. Von den befragten Projekten stammen 55 aus Österreich mit einem Volumen von 40 Milliarden Euro und 14 aus Südtirol mit einem Volumen von 6,5 Milliarden Euro.
Laut der Studie setzen fast alle Befragten bei ihren Projekten auf freiwillige Kommunikation, wobei 87 Prozent das Ziel der Information und 72 Prozent das Ziel des Dialogs verfolgen. Lediglich zwei Prozent gaben an, ohne Kommunikation ausgekommen zu sein. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl der Nutzen als auch die positiven Auswirkungen der Kommunikation von den Projektverantwortlichen anerkannt werden. Nahezu zwei Drittel der Befragten schätzten den Nutzen der Kommunikation höher ein als die Kosten. 72 Prozent der Projektwerber:innen waren der Meinung, dass die Kommunikation ihr Projekt positiv beeinflusst hat, während nur vier Prozent von einem umgekehrten Effekt berichteten.
Früher wurde oft auf Kommunikation verzichtet, um keine ungewollte Aufmerksamkeit zu erregen. Heutzutage wissen die Projektwerber:innen jedoch, dass frühzeitige und vorausschauende Kommunikation entscheidend ist, um die Wahrnehmung bei den Stakeholdern und in der Öffentlichkeit zu steuern. Bei mangelnder eigener Kommunikation geben oft Projektgegner:innen den Deutungsrahmen vor. Zu wenig, zu späte oder zu wenig professionelle Kommunikation wurden als Gründe für mangelnden Projekterfolg genannt. Weitere Gründe waren die fehlende politische Unterstützung, bürokratische Hürden, emotionale Bürgerinitiativen und Fake-News.
Die Akzeptanz für die Projekte stieg bei den meisten befragten Unternehmen durch die Kommunikation. Lediglich bei neun Projekten verschlechterte sich die Akzeptanz. Zur Kommunikation wurden verschiedene Mittel eingesetzt, wie Medienarbeit, Informationsveranstaltungen, Projektwebsites und Visualisierungen wie Virtual Reality und 3D. Relativ neu waren sogenannte Bürgerräte, bei denen zufällig ausgewählte Bürger:innen in Dialogveranstaltungen einbezogen wurden. Wenige Projektverantwortliche hatten bisher solche Bürgerräte durchgeführt, doch diejenigen, die es taten, bewerteten sie als besonders wertvoll. Social Media hingegen wurden eher nicht als nützlich wahrgenommen. Die meisten Unternehmen holten sich bei ihrer Strategie und Umsetzung externe Agenturen zur Beratung hinzu.
Die Projektverantwortlichen sind der Meinung, dass die Kommunikation den größten Gewinn durch die gewonnene Transparenz bringt. 83 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die Kommunikation ihre Planungen für die Öffentlichkeit nachvollziehbar gemacht hat. 80 Prozent gaben an, dass die Kommunikation ein kooperatives Miteinander mit den Stakeholdern gefördert hat, und 45 Prozent waren der Meinung, dass die Kommunikation Proteste reduziert oder verhindert hat.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Kommunikation bei großen Bau- und Infrastrukturprojekten unerlässlich ist, um gesellschaftlich tragfähige Lösungen zu ermöglichen. Immer mehr Unternehmen in Deutschland, Österreich und Südtirol setzen auf professionelle Kommunikation und Dialog mit Bürgern, Politik und Verwaltung, um Projekterfolg zu gewährleisten.
Quelle: clavis Kommunikationsberatung / ots