Die Dokuserie „Willy – Verrat am Kanzler“ beleuchtet die Geschichte des DDR-Spions Günter Guillaume, dessen Enttarnung 1974 zum Rücktritt des Kanzlers Willy Brandt führte. Trotz des reißerischen Titels liegt der Fokus nicht nur auf Brandt, sondern bietet auch humorvolle Momente. Der Vierteiler wirft einen Blick auf die Spionageaktivitäten seit den 1950er-Jahren, bei denen Informationen und Anweisungen über Radiofrequenzen ausgetauscht wurden. Die Entschlüsselung dieser Nachrichten zog sich über Jahre hin, bis letztendlich die Identität von Guillaume im Kanzleramt offengelegt wurde.
Die Serie zeigt nicht nur Guillaumes Werdegang vom NSDAP-Mitglied zur DDR-Spion, sondern auch die parallele Entwicklung von Willy Brandt als Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg. Als die Situation um Guillaume aufflog, reagierte das Bundesamt für Verfassungsschutz zunächst zögerlich und informierte erst nach Monaten den Innenminister und schließlich Willy Brandt. Interessanterweise durfte Guillaume sogar mit Brandt nach Norwegen reisen, ohne dass die anderen Sicherheitsbehörden in Kenntnis gesetzt wurden.
Die Serie schneidet geschickt die Lebensgeschichten von Guillaume und Brandt miteinander, zeigt die gegensätzlichen Laufbahnen der beiden und betont die Rolle von Guillaumes Ehefrau Christel, die als Spionin hochsensible Informationen aus Hessen an die DDR weitergab. „Willy – Verrat am Kanzler“ bietet nicht nur einen Einblick in die Spionagepraktiken des Kalten Krieges, sondern auch in die persönlichen Geschichten hinter den politischen Verwicklungen.