EsslingenEsslingen am Neckar

600 Jahre Altes Rathaus: Entdeckungen und Geschichten aus Esslingen

Am Tag des offenen Denkmals in Esslingen am zweiten Sonntag im September 2023 konnten Besucher spannende Einblicke in die Geschichte des Alten Rathauses gewinnen, dessen zentrale Doppelstützen aus Bäumen stammen, die 1423 und 1424 gefällt wurden, und das nun seinen 600. Geburtstag feiert, während Denkmalpfleger und Architekten ein vielfältiges Programm rund um die 660 denkmalgeschützten Bauwerke der Stadt präsentierten.

Esslingen am Neckar, eine Stadt voller Geschichte und geheimnisvoller Architektur, feierte kürzlich den Tag des offenen Denkmals, an dem die Besucher in die faszinierende Vergangenheit der Stadt eintauchen konnten. Dabei stand besonders das Alte Rathaus im Fokus der Aufmerksamkeit. In diesem Jahr jährt sich der Bau des Rathauses, das einst als „nuwe huss“ bekannt war, zum 600. Mal. Mit historischen Entdeckungen und tiefgründigen Einsichten zog das Event zahlreiche Interessierte an.

Ein herausragender Moment war die Offenbarung, dass die tragenden Doppelstützen des Alten Rathauses aus Bäumen stammen, die in den Jahren 1423 und 1424 gefällt wurden. Diese Entdeckung, die dank der Dendrochronologie, einer wissenschaftlichen Methode zur Altersbestimmung von Holz, möglich wurde, unterstreicht die Bedeutung des Rathauses, das ohne diese zentralen Stützpfeiler nicht konstruiert worden wäre. Somit konnte der Baubeginn auf das Jahr 1424 datiert werden, was die Bedeutung dieses Bauwerks in der Stadtgeschichte weiter verstärkt.

Ein besonderer Tag für die Denkmalpflege

Am Tag des Denkmals öffneten insgesamt 660 Denkmäler in Esslingen ihre Türen, was eine bemerkenswerte Vielfalt an Ausstellungen und Führungen ermöglichte. Die Besucher konnten an 65 Führungen, Besichtigungen und Vorträgen teilnehmen und erhielten so kostenfreien Zugang zu Aspekten der Stadtgeschichte, die oft verborgen bleiben. Themen wie die Schönheit der mittelalterlichen Glasfenster und die stilistischen Merkmale der Louis-Seize-Fassade am Faulhaberschen Haus wurden behandelt, ebenso wie die geschichtsträchtige Sanierung der Burgschule. Jede dieser Einheiten eröffnete den Teilnehmern neue Perspektiven auf das reiche kulturelle Erbe Esslingens.

Das Interesse am Denkmaltag war überwältigend. Christine Keinath, die als Stadtplanerin und Architektin am Programm mitwirkt, berichtete von einer raschen Anmeldung bei den beliebten Turmführungen in der Frauenkirche. Es zeigt sich, dass die Esslinger Bürger und die neuen Bewohner großes Interesse daran haben, ihre Stadt besser kennenzulernen und ihre Geschichten zu entdecken.

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Die Geschichten der Menschen

Die Bedeutung dieser historischen Stätten wird oft über die materielle Substanz hinaus sichtbar. Für viele Besucher, wie der Stuttgarter Dieter Helm, sind die Denkmäler lebendige Zeitzeugen, die das Lebensgefühl und die Erfahrungen vergangener Generationen widerspiegeln. „Hier kann man nachvollziehen, wie die Menschen früher gelebt haben“, bemerkte er. Diese Perspektive wird auch von Christine Keinath geteilt, die darauf hinweist, dass viele Gebäude mit den Geschichten der Menschen verbunden sind, die dort lebten. Beispielsweise wurde Esslingens ältestes Haus in der Webergasse im Jahr 1267 erbaut und hat damit Geschichten über 25 Generationen zu erzählen.

Der Denkmaltag bietet eine wertvolle Gelegenheit, die historische Bedeutung Esslingens hervorzuheben. Christine Keinath betont, dass das Bewusstsein für das kulturelle Erbe der Stadt wächst, und lobt die zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich für die Erhaltung der Denkmäler und die Durchführung der Veranstaltung einsetzen. Diese Engagements sind nicht nur ein Zeichen der Wertschätzung für die Vergangenheit, sondern auch eine Initiative, um das Erbe an zukünftige Generationen weiterzugeben.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz organisiert den Tag des offenen Denkmals bereits seit 1993, wobei das Motto des diesjährigen Events „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ auf die Bedeutung der Denkmäler als mehrdimensionale Geschichtserzähler hinweist. Stände, die von der Jugendbauhütte Baden-Württemberg, dem Geschichts- und Altertumsverein und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz organisiert wurden, informierten die Besucher über aktuelle Projekte und deren Relevanz für die Denkmalpflege.

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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