BERLIN (AP) – Das Leben eines Opfers ist immer noch in Gefahr, nachdem letzte Woche in einem Saal der Zeugen Jehovas in Hamburg geschossen wurde, bei dem ein ehemaliges Mitglied der Gemeinde sechs Menschen und dann sich selbst tötete, teilten die Behörden am Dienstag mit.
Polizei und Staatsanwaltschaft arbeiteten nach eigenen Angaben noch daran, das Motiv des Schützen aufzuklären, eines 35-jährigen Deutschen, der gemäß den örtlichen Datenschutzbestimmungen nur als Philipp F. identifiziert wurde.
Beamte sagen, neun Menschen seien bei der Schießerei am Donnerstagabend während eines Gottesdienstes verletzt worden, darunter eine Frau, die ihr ungeborenes Kind verloren habe. Sieben hatten Schusswunden. Sechs Personen befänden sich am Dienstag noch in Krankenhäusern, eine Person sei weiterhin in Lebensgefahr, sagte Polizeichef Uwe Stockmann.
Die Zeugen Jehovas in Deutschland sagten, dass der Mann, der von der Polizei als der Schütze identifiziert wurde, ein ehemaliges Mitglied war, das die Kirche vor zwei Jahren freiwillig verlassen hatte.
Ermittler sagten letzte Woche, sein Austritt aus der Kirche sei „offensichtlich nicht im guten Einvernehmen“ gewesen.
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Der Hamburger Staatsanwalt Arnold Keller sagte, die Ermittler hätten bisher nichts gefunden, was im Vorfeld auf Amokläufe wie am Donnerstag hindeutete. Sie suchen immer noch nach einer auf seinen Namen registrierten Website und einem selbst veröffentlichten Buch mit dem Titel „Gott, Jesus Christus und Satan“.
„Angesichts der Vorgeschichte der Beziehung zwischen Philipp F. und den Zeugen Jehovas ist zumindest nicht auszuschließen, dass Philipp F. aus Hass gegen diese Gemeinschaft gehandelt hat“, sagte Keller vor Journalisten in Hamburg. „Ob hier letztlich das Tatmotiv zu finden ist, lässt sich heute nicht abschließend sagen.“
Stockmann sagte, alles spreche dafür, dass der Täter alleine gehandelt habe, und es gebe keine Hinweise darauf, dass er in irgendein Netzwerk eingebunden sei oder rechtsextreme Ansichten vertrete.
Die Hamburger Gemeinde, die zum Zeitpunkt des Angriffs einen Gottesdienst abhielt, hat derzeit etwa 60 Mitglieder und ist nach Angaben der Zeugen Jehovas eine von 47 in der Hafenstadt, in der fast 4.000 Konfessionsmitglieder leben.
Die Zeugen Jehovas beanspruchen eine weltweite Mitgliederzahl von etwa 8,7 Millionen, davon etwa 170.000 in Deutschland. Die religiöse Bewegung wurde im 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten gegründet und hat ihren Hauptsitz in Warwick, New York.
Quelle: APNews