Tübingen

Wertschätzung in der Landwirtschaft: Schlüssel zur nachhaltigen Zukunft

Eine Studie der Universität Hohenheim aus Stuttgart, veröffentlicht am 13. August 2024, zeigt, dass mangelnde Wertschätzung für Lebensmittel und ihre Produzenten ein zentrales Hindernis für die notwendige ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems darstellt, und bietet mit dem Praxisleitfaden „Kursbuch: Landwirtschaft gemeinsam gestalten“ Ansätze zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft durch dialogische Verständigung über Werte und Normen.

13.08.2024 – 08:00

Universität Hohenheim

PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM

Die Bedeutung von Wertschätzung in der Landwirtschaft

Die Studie „Öko-Valuation“ unter der Leitung der Universität Hohenheim zeigt auf, dass eine tiefere Wertschätzung von Lebensmitteln und den Menschen, die sie herstellen, entscheidend für eine nachhaltige Agrarwende ist. In Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen und der Agentur ÖKONSULT wurden die ethischen Aspekte dieses Wandels untersucht und in einem praxisrelevanten Kursbuch zusammengefasst.

Wertschätzung als Treiber für Veränderungen

Ein zentrales Ergebnis der Forschungsarbeit ist, dass fehlende Wertschätzung als ein grundlegendes Hindernis für die ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems identifiziert wurde. Prof. Dr. Claudia Bieling betont die Notwendigkeit, sowohl die Lebensmittel selbst als auch die Arbeit der Landwirt:innen gesellschaftlich anzuerkennen. „Nur wenn wir die Grundlage unserer Ernährung wertschätzen, können wir nachhaltige Lösungen finden“, erklärt sie.

Der Dialog über Werte

Das Projekt fördert den Dialog über ethische Fragestellungen in der Landwirtschaft. Dies geschieht durch Workshops und Diskussionsrunden, in denen verschiedene Perspektiven und Ansichten zur Sprache kommen. Dr. Uta Eser hebt hervor, dass es nicht nur um sachliche Argumente geht, sondern auch um das Verständnis von Bedürfnissen und Werten aller Beteiligten.

Kursbuch als praktisches Hilfsmittel

Das entstandene Kursbuch „Landwirtschaft gemeinsam gestalten“ richtet sich an alle, die aktiv zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft beitragen möchten. Es bietet nicht nur theoretische Grundlagen, sondern auch praktische Ansätze zur wertschätzenden Kommunikation über Grundsätze der Landwirtschaft.

Verborgene Geschichten als Forschungsansatz

Die Forschenden nutzen Mikro-Narrative als ein wichtiges Werkzeug, um die Sichtweisen der beteiligten Personen darzustellen. Dr. Veronica Hector erklärt, dass persönliche Erzählungen Aufschluss darüber geben, wie Individuen ihre Erlebnisse im Kontext der Landwirtschaft wahrnehmen und welche Verantwortung sie in den verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette sehen.

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Regionale Netzwerke für nachhaltige Landwirtschaft

Ein zentraler Aspekt für den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft sind regionale Netzwerke. In den sogenannten Bio-Musterregionen sollen Initiativen ins Leben gerufen werden, die Erzeuger:innen, Verbraucher:innen, Handel und weitere Akteure zusammenbringen. Diese Netzwerke fördern gemeinsam die Wertschätzung und die Kommunikation über landwirtschaftliche Praktiken.

Die Zukunft der Landwirtschaft gestalten

Das Projekt hebt die Notwendigkeit geschützter Räume hervor, in denen verschiedene Meinungen geäußert werden dürfen. „Es ist entscheidend, dass sich alle Akteure als gleichwertige Partner fühlen“, betont Hector, denn nur so kann ein effektiver Dialog entstehen, der die Grundlage für gemeinsame Ziele und Wege in der Landwirtschaft bildet.

„Die dringend benötigte Agrarwende braucht die Anerkennung aller Beteiligten – von den Landwirt:innen bis hin zu den Verbraucher:innen. Das ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft der Landwirtschaft“, schließt Prof. Dr. Bieling ab.

HINTERGRUND: Projekt ÖKO-Valuation – Werte und Normen in der Landwirtschaft

Das Projekt wird im Rahmen des „Forschungsprogramms Ökologischer Landbau“ von der Landesregierung Baden-Württemberg gefördert und unterstreicht die Relevanz von Wertschätzung in der Landwirtschaft für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung.

Weitere Informationen

Kontakt für Medien

Prof. Dr. Claudia Bieling, Universität Hohenheim, Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft

T +49 (0)711 459 24029, E claudia.bieling@uni-hohenheim.de

Veronica Hector, Universität Hohenheim, Fachgebiet Gesellschaftliche Transformation und Landwirtschaft

T +49 (0)711 459 22655, E veronica.hector@uni-hohenheim.de

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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