
Wertschätzung: Ein Schlüssel zur Agrarwende
Eine neue Studie unter der Leitung der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt, dass fehlende Wertschätzung ein zentrales Hindernis für eine ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems darstellt. Die Studie wurde im Rahmen des Projekts „Öko-Valuation“ durchgeführt, an dem auch die Universität Tübingen und die Agentur ÖKONSULT beteiligt waren. Das daraus resultierende Kursbuch „Landwirtschaft gemeinsam gestalten: Grundlagen, Methoden und Potentiale der Verständigung über Werte“ richtet sich an alle, die aktiv am Wandel zu einer nachhaltigen Landwirtschaft mitwirken möchten.
Die Debatte darüber, wie Nahrungsmittel nachhaltig produziert werden können, ist hoch emotional und von Missverständnissen geprägt. Die Forscher betonen, dass neben Fakten auch Werte und Normen eine wichtige Rolle spielen und in die Diskussion einbezogen werden sollten. Das Projekt Öko-Valuation setzt genau hier an und fördert den Dialog über ethische Fragen in der Landwirtschaft, um den Umbau zu einem dauerhaft tragfähigen System zu unterstützen.
Um eine Verständigung über Werte und Normen zu ermöglichen, wurden verschiedene Formate wie Workshops, Diskussionsrunden und Fotoaktionen genutzt. Dabei stand nicht die Frage nach Schuld im Vordergrund, sondern die Erarbeitung einer erstrebenswerten Zukunft und die Übernahme von Verantwortung. Die Forscher nutzten auch sogenannte Mikro-Narrative, kurze Erzählungen über die Landwirtschaft, um die Erfahrungen und Erlebnisse der Teilnehmer besser zu verstehen.
Ein zentrales Ergebnis der Studie war, dass fehlende Wertschätzung ein Hindernis für eine nachhaltigere Ausrichtung des Agrar- und Ernährungssystems darstellt. Es ist notwendig, Lebensmitteln eine höhere Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft entgegenzubringen sowie die Arbeit der Menschen, die sie produzieren, anzuerkennen und finanziell zu würdigen. Auch der Boden, als Grundlage für langfristige Erträge, benötigt mehr gesellschaftliches Bewusstsein und Wertschätzung.
Das Projekt zeigt, wie wichtig geschützte Räume sind, in denen alle Beteiligten gehört und in den Dialog treten können. Durch regionale Netzwerke, in die Erzeuger, Verbraucher, Handel, Gastronomie oder Bildungseinrichtungen eingebunden sind, kann eine Verständigung über Werte und Normen gefördert werden. Das entwickelte Kursbuch liefert nicht nur theoretische Grundlagen, sondern auch praktische Hilfen für eine verständigungsorientierte Kommunikation.
Das Projekt Öko-Valuation ist Teil des „Forschungsprogramms Ökologischer Landbau“ der Landesregierung von Baden-Württemberg und wurde finanziell gefördert. Es war eine Zusammenarbeit zwischen der Universität Hohenheim, der Universität Tübingen, der Agentur ÖKONSULT und den Bio-Musterregionen Heidenheim plus und Enzkreis.
Weitere Informationen zum Projekt und zum Forschungsprogramm können auf der Projektwebsite und der Webseite des Zentrums für Ökologischen Landbau der Universität Hohenheim gefunden werden. Medienkontakte sind Prof. Dr. Claudia Bieling und Veronica Hector von der Universität Hohenheim.
Quelle: Universität Hohenheim / ots