Die ehemalige Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilker hat ihren Rücktritt eingereicht und dabei die politische Aufarbeitung des Steuerskandals kritisiert. Sie bat um ihre Entlassung aus dem Beamtenverhältnis, was von einem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Köln bestätigt wurde. Brorhilker spielte eine entscheidende Rolle bei der Verfolgung von Cum-Ex-Steuerbetrügern. In einem Statement gegenüber dem WDR äußerte sie ihre Unzufriedenheit darüber, wie Finanzkriminalität in Deutschland verfolgt wird. Sie betonte, dass die Politik selbst elf Jahre nach den ersten Cum-Ex-Fällen nicht ausreichend reagiert habe und weiterhin Steuerdiebstähle stattfinden, ohne angemessene Kontrolle.
Der Cum-Ex-Skandal, der in den Jahren 2006 bis 2011 seinen Höhepunkt hatte, führte zu einem geschätzten Milliardenverlust für den deutschen Staat. Die betrügerischen Aktiendeals zwischen Finanzakteuren, bei denen Dividendenansprüche missbraucht wurden, verursachten ein erhebliches Finanzdebakel. Trotz einiger Verurteilungen, darunter des Cum-Ex-Architekten Hanno Berger und anderer Beteiligter, sind viele Aspekte des Skandals noch nicht strafrechtlich untersucht worden. Brorhilker plant, sich künftig als Geschäftsführerin der NGO „Bürgerbewegung Finanzwende“ für den Kampf gegen Finanzkriminalität einzusetzen, um dieses Problem an der Wurzel anzugehen.
Die ehemalige Chefermittlerin äußerte ihre Besorgnis darüber, dass die Justiz gegenüber finanzstarken Tätern zu schwach sei. Sie kritisierte den Einsatz von Vergleichen, um Verfahren zu beenden und betonte, dass dies den Staat weiterhin finanziell benachteiligt. Die NRW-Justizminister Benjamin Limbach bedauerte Brorhilkers Rücktritt und würdigte ihre Verdienste bei der strafrechtlichen Verfolgung von Cum-Ex-Machenschaften. Trotz ihres Ausscheidens aus der Justiz sieht Brorhilker keinen Stillstand in den Ermittlungen und zeigt sich zuversichtlich bezüglich der Effektivität der Strafverfolgung in ihrem ehemaligen Bereich.