Schwäbisch Gmünd ist derzeit Schauplatz umfangreicher Sanierungsarbeiten am Heilig-Kreuz-Münster, die nicht nur das Gebäude selbst betreffen, sondern auch die Herausforderungen, die die Restauratoren bei ihrer Arbeit bewältigen müssen. Im Fokus steht der Treppenturm an der Nordseite des Münsters, der nach 530 Jahren intensiver Beanspruchung einer grundlegenden Überholung bedarf.
Im Zuge der Sanierung wurden beim Ausbau der Treppenturmstufen bemerkenswerte Schäden sichtbar. Statt intakter Stufen finden die Steinmetze der Münsterbauhütte unregelmäßige Fragmente des ursprünglichen Sandsteins vor, was die notwendige Sanierung zusätzlich erschwert. „Wir wollen diesen Treppenturm wieder begehbar machen“, erklärt Münsterarchitekt Paul Waldenmaier. Dabei muss eine erhebliche Anzahl an Stufen – bis zu neun – komplett neu angefertigt werden, da die ursprünglichen Stufen in einem bedenklichen Zustand sind. „So eine Stufe wiegt gut 120 Kilogramm und ist im engen Treppenturm eine Herausforderung zu handhaben“, fügt Anke Groß, Leiterin der Münsterbauhütte, hinzu.
Ursachen für den Sanierungsbedarf
Die schlechten Bedingungen, die zu den Schäden geführt haben, sind vielfältig. Bei Starkregen dringt Wasser durch Öffnungen in der Mauer und schafft es dabei, den Sandstein stark zu schädigen. Zusätzlich tragen auch Tauben ihren Teil zur Zerstörung bei, indem sie sich in dem Turm einnisten und damit eine dicke Schicht Taubendreck hinterlassen, die entfernt werden musste. Der hohe Salzgehalt, der durch diese Verschmutzungen entstanden ist, stellt außerdem ein zusätzliches Problem dar. Die Restauratoren sind gezwungen, die ausgebaute Treppenstufen in einem speziellen Bad aus entionisiertem Wasser zu entsalzen, bevor eine Restaurierung erfolgen kann.
Ein weiterer kritischer Aspekt der Arbeiten ist der Zustand der Wasserspeier an der Nordseite des Münsters. Hier sind zehn von insgesamt 15 Figuren sanierungsbedürftig. Es ist äußerst aufwendig, da ein Wasserspeier mehr als eine Tonne wiegt. Die Besonderheit besteht darin, dass der Hauptanteil des Gewichtes in der Fassade verborgen ist. Der Austausch der Wasserspeier erfolgt ähnlich wie bei einem neuen Steinquader und benötigt mehrere Monate Vorarbeit.
Finanzierung der Sanierungsmaßnahmen
Die Finanzierung der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen ist eine komplexe Angelegenheit. Es sind diverse Geldgeber beteiligt, darunter das Denkmalamt, die Diözese, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und auch die Stadt Schwäbisch Gmünd. Zudem ist der Münsterbauverein aktiv, der durch verschiedene Aktionen Geld in die Sanierungskasse bringt. Ein aktuelles Beispiel ist der Verkauf kleiner Löwen, die in der Münsterbauhütte angefertigt werden. Von dem Preis von 125 Euro bleiben 50 Euro für die Restaurierungsarbeiten.
Der geschätzte finanzielle Bedarf für die Restaurierung beläuft sich auf jährlich rund 650.000 Euro. Der große Aufwand und die Komplexität der Arbeiten haben auch zur Konsequenz, dass das Gerüst mindestens zweieinhalb Jahre an Ort und Stelle bleiben wird, bevor mit der nächsten Etappe der Rückverwandlung des Münsters ohne Gerüst begonnen werden kann.
Die ursprünglichen Treppentürme wurden nach dem Einsturz in der Karfreitagsnacht 1497 gebaut und stammen aus dem frühen 16. Jahrhundert. Dies macht die Sanierungsarbeiten nicht nur zur Wiederherstellung der Funktionalität, sondern auch zu einer wichtigen Maßnahme, um das kulturelle Erbe zu bewahren.
Ein Blick in die Zukunft
Die Arbeiten an der Nordseite des Heilig-Kreuz-Münsters werden mit Bedacht und Hingabe durchgeführt, denn sie sind entscheidend für die Erhaltung des historischen Gebäudes. In naher Zukunft wird auch eine spezielle Beleuchtung für das Heilige Grab im Chorraum installiert, was die Bedeutung des Münsters als Ort der Anbetung und des kulturellen Gedächtnisses unterstreicht. Es bleibt abzuwarten, wann die Einwohner und Besucher von Schwäbisch Gmünd das Münster in seiner ursprünglichen Pracht bewundern können, jedoch ist klar, dass die Restauratoren weiterhin mit Hingabe und Präzision an diesem einzigartigen Wahrzeichen arbeiten werden.
Die Sanierung des Heilig-Kreuz-Münsters ist von erheblicher Bedeutung für die Stadt Schwäbisch Gmünd und die Region Ostalb. Der Münsterbau ist nicht nur ein historisches Bauwerk, sondern auch ein zentraler Ort für die Gemeinschaft. Die laufenden Sanierungsarbeiten reflektieren den Wert und den Erhalt von Kulturgütern in Deutschland, die oft von Witterungseinflüssen und der Zeit stark betroffen sind.
Besondere Herausforderungen für das Bauprojekt ergeben sich durch die spezielle Beschaffenheit der verwendeten Materialien und der Bautechniken der damaligen Zeit. Oft müssen für die Restaurierung Techniken und Verfahren angewendet werden, die eng an die ursprünglichen Handwerkstraditionen angelehnt sind, um ein authentisches Erscheinungsbild zu gewährleisten.
Die finanziellen Mittel für die Sanierung des Münsters stammen nicht nur von speziellen Aktionen des Münsterbauvereins, sondern auch von öffentlichen Förderungen. Ein interessanter Aspekt hierbei ist, dass die Denkmalpflege in Deutschland teilweise von den Ländern und Kommunen sowie von Stiftungen wie der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gefördert wird. Diese Institutionen setzen sich aktiv für den Erhalt und die Restaurierung von bedeutsamen historischen Bauwerken ein, um die kulturelle Identität zu wahren und den Zugang für zukünftige Generationen zu ermöglichen.
Die Witterung hat eine direkte Auswirkung auf die bauliche Substanz des Münsters. Probleme wie eindringendes Wasser durch Ritzen und die Ansiedlung von Tauben sind nicht nur lokal, sondern können in vielen denkmalgeschützten Gebäuden beobachtet werden. Laut dem Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN) ist eine regelmäßige Wartung und Inspektion von historischen Bauten entscheidend, um Schäden frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Dies gilt insbesondere für Kirchengebäude, wo oft große Summen in die Instandhaltung investiert werden müssen, um den langfristigen Erhalt zu sichern.
Der Heilig-Kreuz-Münster ist zudem ein wichtiges kulturelles Erbe, das die Geschichte der Region Schwäbisch Gmünd widerspiegelt. Das Bauwerk ist nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern auch ein kulturelles Zentrum, das Kunst, Geschichte und Gemeinschaft vereint. Die notwenigen Restaurierungsarbeiten stellen somit nicht nur eine bauliche Notwendigkeit dar, sondern auch ein Zeichen des Respekts gegenüber der Geschichte und der kulturellen Identität der Region.
Zieht man den aktuellen Stand in Betracht, zeigt sich, dass der Zustand der Stufen und Wasserspeier auch ein Indikator für die Notwendigkeit von langfristigen Erhaltungsstrategien für denkmalgeschützte Gebäude ist. Während sich Schwäbisch Gmünd weiterhin um den Schutz ihres Erbes bemüht, wird es wichtig sein, aus den laufenden Arbeiten Lehren zu ziehen, die bei zukünftigen Restaurierungen auch in anderen Regionen von Bedeutung sein könnten. – NAG