Die Veränderungen in der Führungsstruktur der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) könnten entscheidend für den zukünftigen Schutz der Ozeane sein. Nun, da die brasilianische Ozeanographin Leticia Carvalho den Posten des Generalsekretärs übernehmen wird, hoffen Umweltschützer auf eine stärkere Ausrichtung der Behörde auf ökologische Belange.
Neuer Wind in der Meerespolitik
In der vergangenen Woche fand in Jamaika eine bedeutende Generalversammlung der ISA statt, bei der Leticia Carvalho, bekannt für ihr Engagement im Meeresschutz, die Wahl gewann. Dies markiert einen wichtigen Wendepunkt, da die ISA erst kürzlich von Vorwürfen der Einflussnahme durch Industrieunternehmen betroffen war. Michael Lodge, der zuvor als Generalsekretär amtierte und einige seiner Entscheidungen in der Vergangenheit in der Kritik standen, wurde nicht wiedergewählt.
Der Druck auf die Meeresumwelt wächst
Das Thema Tiefseebergbau steht im Mittelpunkt der Diskussionen, nachdem sich 32 von 168 ISA-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, für ein Moratorium ausgesprochen haben. Diese gegen den Tiefseebergbau gerichtete Bewegung ist besonders wichtig, da zahlreiche Studien die Risiken für die empfindlichen Ökosysteme der Tiefsee hervorheben. Die manganknollenreiche Region ist eine vielversprechende Quelle seltener Rohstoffe, die auch für die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge verwendet werden können.
Kritik an der Industrie und dem bisherigen Kurs
Die Wahl von Carvalho wird als Chance betrachtet, die ISA von ihrer bisherigen Ausrichtung zu distanzieren, die als zu industriefreundlich wahrgenommen wurde. Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann äußerte dazu, dass Carvalho nun beweisen müsse, dass sie die Verpflichtungen der ISA ernst nimmt und den Schutz der unberührten Lebensräume der Erde priorisieren wird.
Anstehende Herausforderungen und Entscheidungen
Trotz einer zunehmenden Anzahl von Mitgliedstaaten, die den Tiefseebergbau kritisch betrachten, plant der kanadische Konzern The Metals Company, noch in diesem Jahr einen Antrag für ein Tiefseebergbau-Projekt im Pazifik zu stellen. Diese Entwicklung sorgt für Unsicherheit, da die ISA bislang keine klaren Richtlinien für derartige Genehmigungen verabschiedet hat. Dies wird in den kommenden Monaten eine zentrale Herausforderung für die neue Leitung unter Carvalho darstellen.
Fazit
Die bevorstehenden Entscheidungen und Maßnahmen der ISA unter der neuen Führung könnten weitreichende Folgen für die Meeresumwelt und den globalen Kampf gegen die Klimakrise haben. In einer Zeit, in der der Druck auf die Ozeane durch wirtschaftliches Interesse und technologische Fortschritte wächst, nimmt der Schutz der marinen Ökosysteme einen immer zentraleren Platz auf der internationalen Agenda ein.
– NAG