Die IG Metall in Baden-Württemberg hat mit Barbara Resch eine neue Führungspersönlichkeit, die seit Februar dieses Jahres im Amt ist. Ihre neue Rolle bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, wobei Resch besonders auf den Austausch mit der Politik und der Basis der Gewerkschaft Wert legt. «Ich habe jetzt weniger Freizeit», erklärte sie im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, «aber ich kann Dinge bewegen, und das macht total Spaß». Resch betont die Bedeutung der Kommunikation innerhalb der Branche und die Notwendigkeit, die Anliegen der Arbeitnehmer effizient an die Politik heranzutragen.
Ein zentrales Thema im Gespräch war die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland. Resch äußerte Bedenken über das politische Verständnis der tiefgreifenden wirtschaftlichen Probleme. «Ich habe den Eindruck, dass in Berlin häufig nicht ausreichend verstanden wird, was aktuell wirtschaftlich passiert», schilderte sie. Dies ist besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass gerade die mittelständischen Unternehmen, die Rückgrat der deutschen Wirtschaft, unter hohen Energiekosten, Fachkräftemangel und Bürokratie leiden.
Politische Hürden und die Notwendigkeit von Veränderungen
Für Resch ist es unerlässlich, dass die Politik endlich effektive Weichenstellungen vornimmt. Ein Beispiel dafür ist die Einführung eines Elektrolkw von Daimler Truck, der allerdings an mangelnden Ladeinfrastrukturen in Europa scheitert. «Es gibt in ganz Europa nur 600 Ladestationen, benötigt werden jedoch 35.000», erklärte sie. Die Politik müsse nun schnelle Lösungen finden, um die Innovationskraft nicht zu bremsen.
Zusätzlich besteht ein großes Missverhältnis zwischen der deduktiven Sichtweise der Politik und den tatsächlichen Bedürfnissen der Industrie. Resch sprach von einem „Vertrauensverlust zwischen Industrie und Politik“, verstärkt durch Skandale wie den Dieselskandal, die das Verhältnis weiter belasten. Es ist wichtig, dass Unternehmen die Möglichkeit haben, in innovativen Produkten zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies könne nur erreicht werden, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.
Ein weiteres Thema war die Tarifpolitik. Die Gespräche mit den Arbeitgebern für die laufenden Verhandlungen erweisen sich als kompliziert. Während die Arbeitgeber die Lohnkosten als zentrales Problem anführen, sieht Resch die Notwendigkeit, in der aktuellen Wirtschaftslage andere Lösungsansätze zu verfolgen. «Wir müssen stärker auf Investitionen und Innovationen setzen», sagte sie und ergänzte, dass eine Nullrunde nicht die Lösung sei. «Unternehmen müssen Geld verdienen, aber nicht durch Einsparungen, sondern durch gute Produkte», betonte sie.
Die Situation wird durch die Automatisierung und die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland noch verschärft. Resch warnt davor, dass diese Entwicklung langfristig zur Selbstzerstörung führen kann, wenn die Kaufkraft der Menschen durch Jobverluste sinkt. «Was passiert, wenn alle Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden?», fragte sie rhetorisch und forderte innovative Konzepte zur Schaffung und Entwicklung innovativer Produkte in Deutschland.
Die Rolle der Gewerkschaft im gesellschaftlichen Kontext
Im Hinblick auf das gesellschaftliche Klima äußerte Resch Besorgnis über den wachsenden Einfluss populistischer Bewegungen. Sie stellte fest, dass einfache Lösungen in komplexen Zeiten oft am besten ankommen. Allerdings ist sie optimistisch, dass die Mehrheit der Mitglieder der IG Metall entschlossen gegen solche Strömungen aufkommt. Dennoch betonte sie die Notwendigkeit, mit allen Mitgliedern, auch denjenigen, die möglicherweise die AfD wählen, dennoch in einen sachlichen Dialog zu treten.
Über das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Gewerkschaft sagte Resch: «Es kommt ja darauf an, unabhängig vom Geschlecht, ob man seinen Job gut macht.» Diese Aussage spiegelt oftmals das Ziel wider, die Diversität in der Gewerkschaft zu fördern und gleichzeitig die berufliche Leistung in den Vordergrund zu stellen.
Abschließend bezeichnete sie die Tarifpolitik als ein wichtiges Instrument, um in der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Lage Unterstützung zu bieten, forderte jedoch eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Unternehmenssituationen und deren Fähigkeit, Tarifabschlüsse zu tragen. Sie ist der Überzeugung, dass eine zukünftige Tarifpolitik die Gewerkschaften stärken und gleichzeitig die unterschiedlichen Gegebenheiten der Unternehmen berücksichtigen muss. Jedes Unternehmen sollte die Möglichkeit haben, individuelle Lösungen zu finden, ohne das gesamte System zu gefährden.
Für eine tiefere Auseinandersetzung mit den angesprochenen Punkten besuchen Sie bitte die Ausführungen im Artikel von www.schwaebische.de.