Milan Kundera: Ein Rückblick auf das Leben und Werk des berühmten Schriftstellers
Milan Kundera, der weltbekannte Schriftsteller, ist am Dienstag im Alter von 94 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Mit seinem Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ aus dem Jahr 1984 erlangte er internationalen Durchbruch und wurde zu einer der prägenden Figuren der Weltliteratur.
Kundera wurde 1929 in Brno geboren und entstammte einer gebildeten Familie. Im Alter von 18 Jahren trat er mit Begeisterung der Kommunistischen Partei bei und schrieb damals sogar Gedichte auf Stalin. Mit zunehmender Kritik entwickelte er jedoch im Laufe der Jahre eine distanzierte Haltung gegenüber dem Kommunismus.
Seinen ersten großen Prosaerfolg feierte Kundera mit losen Erzählungen über die „lächerliche Liebe“. Diese zeigten ungleiche Liebespaare in grotesken Situationen. In seinem Roman „Der Scherz“ setzte er sich mit dem Stalinismus auseinander und wurde später zu einem Vertreter der sozialistischen Demokratiebewegung des Prager Frühlings.
In seinen Werken erkundete Kundera die Mysterien der menschlichen Existenz. Er konfrontierte seine Leserinnen und Leser immer wieder mit bedeutungsschweren Fragen wie: „Was also soll man wählen? Das Schwere oder das Leichte?“ oder „Aber war es Liebe?“ Seine Bücher wurden in alle Weltsprachen übersetzt und millionenfach verkauft. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen wie den Prix Medicis, den Ritterorden der französischen Ehrenlegion und den Jerusalem-Preis.
Besonders bekannt wurde Kundera durch die Verfilmung seines Romans „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ im Jahr 1988. Der Film, mit den Stars Daniel Day-Lewis und Juliette Binoche, erzählte die erotische und tragische Liebesgeschichte zwischen dem Chirurgen Tomas und der Kellnerin Teresa vor dem Hintergrund der Niederschlagung des Prager Frühlings. Die Geschichte berührte viele Menschen und spielte vor dem Hintergrund von Kunderas eigener Geschichte.
Kundera selbst fiel nach dem Einmarsch des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei im Jahr 1968 in Ungnade. Er wurde aus der Kommunistischen Partei ausgeschlossen und mit einem Publikationsverbot belegt. Zusammen mit seiner Frau Vera zog er 1975 nach Frankreich, wo er 1979 die französische Staatsbürgerschaft erhielt.
Das Verhältnis von Kundera zu seiner früheren Heimat blieb schwierig. Er erlaubte keine Übersetzungen seiner Bücher ins Tschechische und hielt nur beschränkte Kontakte zu Tschechien. Erst im Jahr 2019 wurde er wieder tschechischer Staatsbürger, nachdem der frühere Regierungschef Andrej Babis die Initiative ergriffen hatte.
Im Jahr 2020 übergab Kundera seine Privatbibliothek und sein Archiv der Mährischen Landesbibliothek in Brno. Er glaubte, dass Bücher in die Bibliothek gehören. Trotzdem sorgte eine neue Biografie über den Autor im selben Jahr für Aufsehen, da sie Kunderas politisches Leben vor seiner Emigration kritisch hinterfragte.
Die Trauer um Milan Kundera ist groß. Verschiedene tschechische Politiker würdigten ihn und betonten, wie sein Werk Generationen von Leserinnen und Lesern auf der ganzen Welt erreicht und Weltruhm erlangt habe. Die Weltliteratur hat einen ihrer markantesten Gegenwartsautoren verloren.
Milan Kundera wird nicht nur als Klassiker der Weltliteratur gefeiert, sondern auch als herausragender Vertreter der tschechischen und französischen Literaturszene. Sein Werk wird auch in Zukunft die Leserinnen und Leser auf der ganzen Welt begeistern und inspirieren.
