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Israel protestiert: Warum sind die Justizreformen von Benjamin Netanjahu so unbeliebt?

Warum finden diese riesigen Proteste in Israel statt?

Im Mittelpunkt der Proteste stehen vor allem die Pläne von Benjamin Netanjahu für eine umfassende Reform des Rechtssystems. Seit Herr Netanjahu im Januar an die Macht zurückgekehrt ist, haben Israelis wöchentliche Demonstrationen im ganzen Land veranstaltet, um die Verschrottung des Pakets zu fordern.

Die meisten Demonstranten kommen aus Israels säkularer Mittelschicht, während religiöse Konservative, die Herrn Netanjahu und seine rechtsextremen Verbündeten bei den Wahlen im vergangenen November unterstützten, im Allgemeinen die Reformen unterstützen.

Jüngste Meinungsumfragen deuten jedoch darauf hin, dass die Reformen in der israelischen Gesellschaft unbeliebt geworden sind, wobei eine Mehrheit eher eine Art Kompromiss als eine radikale gesetzliche Überarbeitung bevorzugt.

Warum sind die Reformen so unpopulär?

Kritiker der Reformen sagen, sie würden Israel in eine Diktatur verwandeln, indem sie den Obersten Gerichtshof kastrieren und den Einfluss der Regierung auf die Ernennung von Richtern verstärken.

Die Verbündeten von Herrn Netanjahu haben auch signalisiert, dass sie helfen könnten, seinen laufenden Prozess wegen Korruptions- und Betrugsvorwürfen abzuschaffen, was er bestreitet. Viele Protestierende vermuten, dass dies und nicht die Reformen von Teilen des israelischen Rechtssystems der wahre Zweck hinter der Überholung sind.

Die Reformen wurden auch von israelischen Technologie- und Wirtschaftsführern scharf kritisiert, die warnen, dass sie Investitionen abschrecken und das Label des Landes als „Startup-Nation“ gefährden würden.

Warum verursachte die Eskalation am Sonntag?

Am Sonntag erlebte Israel eine massive Eskalation der Protestbewegung, als Zehntausende spontan in Tel Aviv, Jerusalem und anderen Städten auf die Straße gingen. Diesmal forderten sie nicht nur ein Ende der Gesetzesreformen, sondern den Rücktritt von Herrn Netanjahu selbst.

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Ihr Zorn wurde entfacht, als Herr Netanjahu die Schockentscheidung traf, seinen Verteidigungsminister Yoav Galant zu entlassen, nachdem er die Reformen öffentlich kritisiert hatte.

Herr Galant hatte Bedenken geäußert, dass das Paket die israelische Sicherheit untergrabe, teilweise weil Hunderte von Reservisten – die eine Schlüsselrolle in Israels Verteidigungsfähigkeiten spielen – damit drohten, sich nicht mehr zum Dienst über sie zu melden.

Sicherheit ist in Israel sakrosankt, und die Vorstellung, dass ein Führer seinen eigenen Verteidigungsminister entlassen würde, um Reformen durchzusetzen, die der nationalen Sicherheit schaden könnten, ist für viele Israelis geradezu entsetzlich.

Wird Herr Netanayhu einen Rückzieher machen?

Israelischen Medienberichten zufolge soll er heute Morgen eine Erklärung zum Einfrieren der Reformen bekannt geben. Das wäre eine gewaltige Kehrtwende des Ministerpräsidenten, die die Stabilität seiner Koalition aufs Spiel setzt.

Es wird auch seine rechtsextremen Verbündeten in der Regierung entfremden, die trotz weit verbreiteter öffentlicher Opposition hauptsächlich auf die Durchsetzung der Reformen gedrängt haben.

Wird das die Lage beruhigen?

Ein Einfrieren der Reformen tritt die Dose nur auf die Straße, wahrscheinlich bis Mai. Aber das würde viel Zeit lassen, um eine Art Kompromiss auszuhandeln, mit der Chance, alle Seiten zu besänftigen.

Während viele Demonstranten jetzt anscheinend wollen, dass Herr Netanjahu verschwindet, ist ihr enormes Ausmaß größtenteils auf den Widerstand gegen die Reformen selbst zurückzuführen.

Aber Israel ist diese Woche extrem angespannt und es gibt Befürchtungen, dass sich die Situation auf das Gebiet von Volksaufständen oder sogar Bürgerkriegen verschlechtern könnte.

Quelle: The Telegraph

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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