Die aktuelle Situation in der Automobilbranche macht erneut deutlich, wie eng die Produktionslinien der Hersteller und ihrer Zulieferer miteinander verknüpft sind. In einem bedauerlichen Schritt sieht sich die Ineos Automotive gezwungen, ab kommender Woche rund 800 Mitarbeiter am Standort Hambach in Kurzarbeit zu schicken. Dies ist die direkte Folge der Insolvenz des traditionsreichen Zulieferers Recaro Automotive, der seinen Sitz in Kirchheim unter Teck hat.
Die Insolvenz von Recaro, die Ende Juli bekannt wurde, hat zu einem erheblichen Produktionsengpass geführt, der sich nun auf die Fahrzeugproduktion bei Ineos auswirkt. Am Standort Hambach, wo der Ineos Grenadier, ein Geländewagen und Rivale von Land Rover, hergestellt wird, muss die Produktion vorübergehend eingestellt werden, um auf die fehlenden Komponenten zu reagieren.
Die Auswirkungen auf Ineos und seine Mitarbeiter
Philippe Steyer, Geschäftsführer von Ineos Automotive, bestätigte in einem Bericht der Saarbrücker Zeitung, dass die Produktion des Ineos Grenadier ab Mitte kommender Woche für etwa 700 bis 800 Mitarbeiter, die direkt an der Fahrzeugproduktion beteiligt sind, gestoppt werde. Diese Maßnahme soll bis Ende des Jahres gelten. Auf die Frage nach diesen Entscheidungen sagte Steyer: „Es ist bedauerlich, wie sehr wir auf unsere Zulieferer angewiesen sind. Gemeinsam müssen wir diese schwierige Phase durchstehen.“
Die Konstruktion des Grenadier stützt sich nicht nur auf die Autositze von Recaro, sondern benötigt zahlreiche weitere Komponenten von verschiedenen Zulieferern. Dazu gehört beispielsweise die 8-Gang-Wandlerautomatik von ZF Friedrichshafen. Einer der Hauptgründe für die vorübergehende Stilllegung der Produktion liegt in der Tatsache, dass ein fehlendes Bauteil dazu führt, dass das Fahrzeug nicht vollständig montiert werden kann. Die Folgen von Lieferengpässen und Mangel an bestimmten Bauteilen sind in der Automobilbranche längst bekannt – ein weiteres prominentes Beispiel ist die vorübergehende Produktionsstopps von Mercedes-Benz in Sindelfingen aufgrund ähnlicher Probleme.
Einzelne Unternehmen der Branche haben in den letzten Monaten oft Kurzarbeit genutzt, um auf die schwankende Nachfrage zu reagieren und um größere Einschnitte wie Kündigungen zu vermeiden. Ineos ist hier keine Ausnahme. Dies zeigt sich auch bei einem anderen Traditionsunternehmen aus Baden-Württemberg, das ebenfalls Teile seiner Belegschaft im Rahmen ähnlicher Maßnahmen in Kurzarbeit versetzt hat.
Ein turbulenter Sommer für Ineos
Der Geländewagen von Ineos hat sich zuletzt nicht nur hinsichtlich der Produktion mit Herausforderungen konfrontiert gesehen. Erst im Juli stoppte Ineos die Produktion des elektrischen Grenadiers im Magna-Werk in Graz, Österreich, was ebenfalls Arbeitsplatzsorgen mit sich brachte. Ursprünglich sollten hier rund 2.000 Arbeitsplätze gesichert werden, doch die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück.
Zusätzlich zur Insolvenz von Recaro kämpft das Unternehmen Ineos nun mit der Frage der Marktdurchdringung. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Absatzlage und die Produktion im kommenden Jahr entwickeln werden.
Die momentane Situation beim Fahrzeughersteller unterstreicht die Herausforderungen, die die Automobilindustrie durchlebt. Wenn die Wertschöpfungsketten der Hersteller so stark miteinander verknüpft sind, zeigt sich schnell, dass das Schicksal eines Unternehmens optimale Reaktionen von mehreren Beteiligten erfordert. Die angekündigte Kurzarbeit ist für viele der betroffenen Ineos-Mitarbeiter ein äußerst ungewisses und herausforderndes Szenario, das nur abgemildert werden kann, wenn sich die umgebenden Bedingungen erheblich verbessern.
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