Ein neues Buch des Germanisten Prof. Dr. Ulrich Kittstein mit dem Titel „Das Wagnis der Freiheit“ wirft einen Blick auf Friedrich Schiller, das Mannheimer Nationaltheater und die Idee der Freiheit. Das Buch widerlegt das Klischee von Schiller als verträumtem Idealisten und zeigt, dass er eng mit den Geschehnissen seiner Zeit verbunden war. Schiller war ein bühnenorientierter Autor und passte seine Stücke speziell auf die technischen Möglichkeiten und das Ensemble des Mannheimer Nationaltheaters an. Mannheim war zu dieser Zeit eines der führenden und fortschrittlichsten Theater in Deutschland und führte bereits vorwiegend deutsche Originalwerke auf. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Schillers Drama „Die Räuber“, das 1782 am Nationaltheater uraufgeführt wurde.
Allerdings konnte Schiller seine künstlerischen Ansprüche in Mannheim nicht vollständig verwirklichen. Nach einem Zerwürfnis mit dem Intendanten und den Schauspielern verließ er 1785 die Stadt und ging nach Jena und Weimar, wo er seine großen klassischen Stücke schrieb. In Kittsteins Buch steht Schillers Verständnis von Freiheit im Mittelpunkt. Freiheit war für Schiller ein zentrales Motiv in verschiedenen Dimensionen: politisch, moralisch und ästhetisch. Trotz seiner Unterstützung der bürgerlichen Emanzipationsbestrebungen seiner Zeit war seine Beziehung zur Freiheit gespalten. Er beobachtete, wie die Freiheit nach der Französischen Revolution in Terror umschlug, und sah Freiheit daher immer als Risiko und Wagnis.
Das persönliche Leben des Dichters spiegelte diese Ambivalenz wider. Wegen seines Stücks „Die Räuber“ geriet er mit der Zensur in Konflikt und musste 1782 vor der Unterdrückung des württembergischen Herzogs Karl Eugen aus Stuttgart fliehen. Er erlangte erst in Weimar seine vollständige Unabhängigkeit, als er genug Geld durch das Schreiben verdiente, um für sich und seine Familie zu sorgen. Das Buch „Das Wagnis der Freiheit. Schillers Dramen in ihrer Epoche“ ist im Verlag Wbg Academic bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen.
Tabelle mit Informationen zu Schillers Bühnenwerken:
Jahr | Werk | Aufführungsort |
---|---|---|
1782 | Die Räuber | Mannheimer Nationaltheater |
1782 | Kabale und Liebe | Mannheimer Nationaltheater |
1784 | Don Karlos | Mannheimer Nationaltheater |
1787 | Maria Stuart | Weimarer Hoftheater |
1787 | Die Braut von Messina | Weimarer Hoftheater |
Es ist interessant zu sehen, wie Schiller während seiner Zeit in Mannheim sein Schaffen auf die Möglichkeiten des Theaters und das Ensemble des Nationaltheaters abgestimmt hat. Seine Erfahrungen in Mannheim prägten auch seine Vorstellungen von der idealen Bühne und beeinflussten seine späteren Werke in Weimar.
Prof. Dr. Ulrich Kittstein ist seit 2009 außerplanmäßiger Professor am Lehrstuhl für Neuere Germanistik I an der Universität Mannheim. In seinen Werken beschäftigt er sich mit verschiedenen deutschsprachigen Autoren, darunter auch Eduard Mörike, Gottfried Keller und Bertolt Brecht. Bei Fragen kann er per E-Mail unter ulrich.kittstein@uni-mannheim.de erreicht werden. Yvonne Kaul, zuständig für Forschungskommunikation an der Universität Mannheim, ist unter der E-Mail-Adresse kaul@uni-mannheim.de erreichbar.
Es wird deutlich, dass Schiller als Autor und sein Schaffen eng mit der Zeit und den theaterhistorischen Bedingungen in Mannheim verbunden waren. Seine Vorstellungen von Freiheit als Wagnis prägen seine Werke und seine Biografie. Kittsteins Buch bietet eine interessante Perspektive auf Schillers Leben und Werk und ist auch für Nicht-Expert*innen verständlich.
Quelle: Universität Mannheim / ots