Der geplante Nord-Ost-Ring in Stuttgart und Fellbach sorgt seit den 1970er Jahren für Kontroversen. Die Stadt Fellbach wehrt sich aus Umwelt- und Flächenverbrauchsgründen gegen das Projekt, das den Verkehr zwischen dem Rems-Murr-Kreis und dem Landkreis Ludwigsburg verbessern soll. Unternehmer Dr. Rüdiger Stihl hat im September 2024 neue Anstrengungen unternommen, um die Pläne für den Nord-Ost-Ring voranzutreiben.
Am 28. Januar 2025 wird die Stadt Fellbach erneut die Pläne für den Nord-Ost-Ring diskutieren, wobei eine Tunnelvariante im Fokus steht. Stihl spricht sich für einen „Grünen Tunnel“ aus, der als leistungsstarke Straßenverbindung zwischen der B 14 und der B 27 dienen soll. Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bezeichnet diese Tunnelvision jedoch als „Augenwischerei“ und kritisiert den damit verbundenen Flächenverbrauch sowie die Belastungen durch Baustellen.
Umfangreiche Prüfungen und Bedenken
Eine Überprüfung des Projekts im Jahr 2020 zeigte, dass der Nord-Ost-Ring einen „großen Flächenverbrauch ohne nachweisbaren verkehrlichen Nutzen“ aufweisen würde. Die Prüfer empfahlen stattdessen den Ausbau des Nahverkehrs und intelligente Verkehrsführung, da der Ringschluss ohne eine neue Filderauffahrt keine nachhaltige Verbesserung des Verkehrsflusses bewirken könne. Die geschätzten Baukosten belaufen sich auf eine Summe im neunstelligen Bereich, was durch gestiegene Baukosten und leere kommunale Kassen schwer zu stemmen ist. Zull betont zudem, dass eine Tunnelvariante womöglich noch höhere Kosten verursachen würde als eine oberirdische Lösung.
Die Diskussion um den Nord-Ost-Ring ist Teil des Bundesverkehrswegeplans 2030 und sieht eine Trasse von rund 11,5 Kilometern vor. Obwohl ursprünglich als großräumige Umfahrung im Norden von Stuttgart angedacht, wurde das Projekt bisher nicht umgesetzt. Die geplante Trasse soll eine Kapazität für über 70.000 Fahrzeuge täglich bieten. Kritiker befürchten jedoch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, die Landwirtschaft und die Lebensqualität in der Region. Der Gemeinderat hat bereits in den Jahren 2020 und 2021 über die Planungen diskutiert und das Projekt abgelehnt, da es Freiflächen und Landschaftsraum gefährden würde.
Die Idee eines „Grünen Tunnels“ wurde 2020 von Dr. Stihl vorgestellt, fand jedoch ebenfalls keine positive Resonanz im Faktencheck. Demnach würde auch diese Variante mehr Verkehr bringen und wertvolle Flächen in der Region zerstören. Eine Werbekampagne für den „Grünen Tunnel“ läuft seit dem Sommer 2024, jedoch wird die Behauptung, dass dieses Projekt zu mehr „Grün“ führen könne, von vielen als irreführend angesehen. Der Schmidener Feld, das derzeit als „grün“ gilt, hat hochwertige Böden, deren Abtragung durch das Bauprojekt langfristige negative Auswirkungen auf die Qualität und den Lebensraum geschützter Arten haben könnte.
Für weitere Informationen zur Diskussionslage um den Nord-Ost-Ring, siehe [Stuttgarter Zeitung](https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nord-oef-ring-stuttgart-fellbachs-ob-zull-gruen-tunnel-ist-augenwischerei.dd2a1d42-79c2-4ee4-ad92-a81fc33695d6.html) und [Fellbach.de](https://www.fellbach.de/de/Aktuelles/Nord-Ost-Ring).