Im Breisgau, südlich von Freiburg, schlagen die ersten Wellen der Traubenernte hohe Wellen. Auf dem Weingut von Wolfgang und Andreas Löffler in Staufen im Breisgau beginnen die Erntehelfer, die Trauben der frühen Rebsorte Solaris zu pflücken. Diese werden für die Herstellung von Federweißer verwendet, einem beliebten Getränk aus teilweise gegorenem Traubenmost, das besonders in der Region geschätzt wird.
Der Badische Weinbauverband hebt hervor, dass das Weingut Löffler eines der ersten in diesem großen Anbaugebiet ist, das die Traubenernte in Angriff nimmt. Gemäß den Worten des Verbandsgeschäftsführers Holger Klein wird die Hauptlese in der Region voraussichtlich Anfang September beginnen. Dieses frühe Engagement der Winzer sorgt nicht nur für Vorfreude auf die ersten Schorlen des Jahres, sondern gibt auch einen Einblick in die Besonderheiten der diesjährigen Ernte.
Herausforderungen und Chancen der Wetterlage
Die Witterungsbedingungen haben in diesem Jahr die Arbeit der Winzer stark beeinflusst. Während der Regen in der wärmeren Jahreszeit das Wachstum der Reben begünstigte, sind die Wetterkapriolen auch eine Herausforderung. Insbesondere der Pilzbefall stellt für viele Betriebe ein ernstes Problem dar. Falscher und Echter Mehltau sowie Grauschimmelfäule sind die Hauptgefahren, die die Gesundheit der Trauben gefährden. Um ihre Ernten abzusichern, setzen die Winzer auf verschiedene Pflanzenschutzmittel.
Dennoch gibt es Hoffnung durch neue, pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die weniger Pflanzenschutz erfordern. Diese sogenannten Piwi-Rebsorten könnten eine nachhaltigere Alternative im Weinbau darstellen und langfristig das Risiko für die Winzer minimieren.
Im Weingesetz ist Federweißer nicht als Wein definiert, sondern als „teilweise gegorener Traubenmost“. Dies bedeutet, dass seine Herstellung und Vermarktung an bestimmte Regeln gebunden ist, die unter anderem die Qualitätssicherung der Rebflächen betreffen. In Deutschland belegen die Anbaugebiete Baden und Württemberg in Bezug auf die Rebfläche Plätze drei und vier, hinter den Regionen Rheinhessen und Pfalz.
Die aktuelle Traubenernte ist nicht nur für die Winzer von Bedeutung, sondern auch für die gesamte regionale Wirtschaft, die von der Produktion und dem Verkauf des Federweißen profitiert. Die Monitorings und Vorbereitungen für die bevorstehende Hauptlese laufen auf Hochtouren. Die Winzer hoffen auf einen weiteren erfolgreichen Jahrgang und auf die Möglichkeit, den Federweißen schon bald in den regionalen Gastronomien und bei festlichen Anlässen anzubieten.
Ein Ausblick auf die Ernte und ihre Bedeutung
Mit der beginnenden Traubenernte zeigen die Winzer und Winzerinnen, dass sie sich den Herausforderungen des Wetters aktiv stellen. Diese Ernte ist nicht nur eine Übergangszeit zu mehr Genuss, sondern auch ein entscheidender Moment, der den Grundstein für die kommenden Weinjahre legt. Nach der Ernte, wenn die Trauben erfolgreich verarbeitet wurden, wird der Federweiße schnell in die Regale gelangen, wodurch er ein beliebter Begleiter zu vielen fröhlichen Anlässen werden kann.
Für die Winzer in Baden ist dies nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine kulturelle Aktivität, die die Traditionen des deutschen Weinbaus lebendig hält und den Gemeinschaftssinn fördert. Die Vorfreude auf die ersten Schorlen und die anspruchsvolle Arbeit der Winzer zeigen, wie eng Kultur und Natur miteinander verwoben sind und wie viel Herzblut in der Weinproduktion steckt.
In den letzten Jahren hat sich der Weinbau in Deutschland erheblich weiterentwickelt. Besonders im Anbaugebiet Baden ist ein klarer Trend hin zu umweltfreundlicheren Anbaumethoden zu beobachten. Viele Winzer setzen zunehmend auf biologische oder biodynamische Anbaupraktiken, um den Einsatz chemischer Mittel zu reduzieren und die Biodiversität in ihren Weinbergen zu fördern. Laut dem Verband deutscher Prädikatsweingüter (VDP) betrug der Anteil der biologisch bewirtschafteten Rebflächen in Deutschland im Jahr 2022 über 10 Prozent und steigt kontinuierlich. Dies reflektiert ein wachsendes Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit und den Einfluss des Klimawandels auf die Weinproduktion.
Herausforderungen durch den Klimawandel
Der Klimawandel hat nicht nur das Wachstum der Reben beeinflusst, sondern stellt auch eine große Herausforderung für die Winzer dar. Extreme Wetterereignisse, wie plötzliche Frostphasen im Frühjahr oder lange Trockenperioden im Sommer, sind in vielen Weinbaugebieten mittlerweile zur Normalität geworden. Diese Veränderungen zwingen Winzer dazu, ihre Anbaustrategien anzupassen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Auswahl von Rebsorten, die besser an die neuen Klimabedingungen angepasst sind. Beispielsweise gewinnen Sorten wie Solaris, die bei höheren Temperaturen eine gute Traubenqualität liefern können, an Bedeutung.
Zusätzlich führen die höheren Temperaturen zu einer früheren Rebblüte und einer verkürzten Reifezeit. Dies kann bedeuten, dass Winzer ihre Lesezeitpunkte anpassen müssen, um optimale Erntebedingungen zu gewährleisten und die gewünschte Traubenreife zu erreichen. Ein interessantes Beispiel dafür ist die Weinsorte Grauburgunder, die durch die veränderten klimatischen Bedingungen in vielen Regionen an Beliebtheit gewonnen hat.
Ökonomische Aspekte des Weinbaus in Baden
Der Weinbau in Baden spielt eine bedeutende Rolle in der regionalen Wirtschaft. Laut den Zahlen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg trugen die Weinbau-Betriebe im Jahr 2021 etwa 60 Millionen Euro zur Wertschöpfung in der Landwirtschaft bei. Die Exportzahlen zeugen von der international wachsenden Beliebtheit badischer Weine. So verzeichnete die Region im Jahr 2020 einen Anstieg der Weinexporte um rund 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders geschätzte Weinregionen innerhalb Badens sind das Kaiserstuhl- und das Ortenaugebiet, die für ihre hochwertigen Weine bekannt sind.
- Kaiserstuhl: Bekannt für seine vollmundigen Rotweine und aromatischen Weißweine.
- Ortenau: Berühmt für Riesling und Spätburgunder.
Die Kombination aus traditionellem Handwerk und modernen Anbaumethoden prägt die Profile der Weingüter in Baden. Die Winzer treiben Innovationen voran, um sich in einem zunehmend globalen Markt behaupten zu können. Schulungen und Weiterbildungen für Winzer werden durch lokale Verbände und Hochschulen angeboten. Diese Initiativen stärken das Bewusstsein für Qualität und Nachhaltigkeit und fördern das Wachstum der badischen Weinwirtschaft.
– NAG