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Dinkel, Kompost und moderne Milchhaltung: Einblicke in die Landwirtschaft im Bauland

In Wertheim wurde die modernste Dinkelspelzungsanlage Süddeutschlands eröffnet, um die steigende Nachfrage nach Dinkel zu decken, da die Ernte in der Region von 65.000 Tonnen im Jahr 2018 auf 178.000 Tonnen im Jahr 2022 gestiegen ist, was die Bedeutung dieser alten Kultursorte in der heutigen Landwirtschaft unterstreicht.

In Wertheim, einem kleinen Ort in Süddeutschland, steht eine hochmoderne Dinkelspelzungsanlage, die in der Region für Aufsehen sorgt. Diese Anlage, die von ZG Raiffeisen betrieben wird, spezialisiert sich ausschließlich auf die Verarbeitung von Dinkel – einer alten Getreidesorte, die in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance erlebt hat. Interessanterweise gehört Deutschland zu den führenden Nationen im Dinkelanbau, und die Bauland-Region ist dabei besonders hervorzuheben. Die Beliebtheit von Dinkel ist nicht nur ein lokales Phänomen, denn regionale Erzeuger verzeichnen beeindruckende Anstiege bei den Erntemengen.

Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2018 wurden in Deutschland insgesamt 65.000 Tonnen Dinkel geerntet. Dieser Betrag stieg bis 2022 auf beeindruckende 178.000 Tonnen. Während eines informativen Rundgangs durch die Wertheimer Anlage erfuhren die Landwirte von den Herausforderungen, die bei der Verarbeitung des Dinkels zu bewältigen sind. Ganze 306 Stufen führt der Weg hinauf zu einem 44 Meter hohen Produktionsturm, der die landwirtschaftliche Technik symbolisiert. Dinkel ist deutlich schwieriger zu verarbeiten als Weizen oder Gerste, was sich in den aufwendigen Verarbeitungsschritten widerspiegelt. Andreas Häußlein, verantwortlich für die technische Abwicklung, erläuterte, dass die PSW (Produktionsschwankungen) eine große Herausforderung darstellen, da jeder Acker unterschiedliche Erträge liefert und der Markt eine gleichbleibend hohe Qualität verlangt.

Die Herausforderung der Verarbeitung

Das Verständnis für die Komplexität der Dinkelverarbeitung konnte bei der Besichtigung der Anlage geschärft werden. Vom Vorlesen des Dinkels über die mehrstufige Entspelzung bis hin zum fertigen Korn und den Abfallprodukten, die als Futterpellets weiterverwendet werden, nahm die Exkursion die Teilnehmer mit auf eine spannende Reise durch die gesamte Produktionskette. Diese hohe Ernsthaftigkeit und der Einsatz modernster Technik sind notwendig, um den Ansprüchen des Marktes gerecht zu werden. Das fertige Dinkelprodukt wird dann auf Lkw verladen und an Mühlen geschickt, die es weiterverarbeiten. Die Facility ist damit nicht nur eine Produktionsstätte, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle in der Lieferkette.

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Die Exkursion führte die Teilnehmer anschließend nach Sachsenhausen, um das landwirtschaftliche Modell „Heegwald Agrar“ kennenzulernen. Diese Gemeinschaft von vier Landwirten beschloss vor mehr als vier Jahren, ihre Maschinen und Arbeitszeiten zu teilen. Dies ermöglicht es den Mitgliedern, gemeinsam etwa 800 Hektar landwirtschaftlich zu bewirtschaften, wobei der Fokus auf Feldfrüchten wie Weizen, Raps und Gerste liegt. Der kollektive Ansatz hat sich als vorteilhaft erwiesen, da alle Betriebe vergleichbare Größenordnungen und Strukturen aufweisen. Diese Form der Zusammenarbeit könnte ein zukunftsweisendes Modell für die moderne Landwirtschaft darstellen.

Innovationen in der Landwirtschaft

Die Reise endete auf dem Milchviehhof der Familie Schreck in Königheim, wo 2018 eine neue, innovative Stallanlage eröffnet wurde. Hier steht das Wohl der Tiere im Mittelpunkt, und moderne Konzepte zur Emissionsminderung werden konsequent umgesetzt. Rainer Schreck erklärte, dass regelmäßige Reinigungen des Offenstalls helfen, unangenehme Gerüche, die durch die Vermischung von Harn und Kot entstehen, weitgehend zu vermeiden. Darüber hinaus haben die Tiere Zugang zu großzügigen Weideflächen, was zu ihrer Gesundheit beiträgt. „Die Weide ist wie eine Bürste für die Klauen“, sagt Rainer Schreck und hebt hervor, dass gesunde und zufriedene Tiere nicht nur mehr Milch geben, sondern auch widerstandsfähiger gegen Krankheiten sind.

Diese Exkursion hat deutlich gemacht, wie wichtig und zukunftsorientiert die Modernisierung und Zusammenarbeit in der Landwirtschaft ist. Es zeigt sich, dass durch den Austausch von Ressourcen und Wissen und den Einsatz neuer Technologien tatsächlich eine positive Entwicklung in der landwirtschaftlichen Produktion erzielt werden kann. Es bleibt spannend abzuwarten, wie sich diese Trends in der Region und darüber hinaus weiter entfalten werden.

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Matthias Ernst

NAG

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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