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Die vielen Ungereimtheiten im Fall Prigoschin nach dem Wagner-Aufstand

Titel: Widersprüche und Geheimnisse: Die Causa Prigoschin und ihre Auswirkungen auf Putins System

Stand: 15.07.2023 08:55 Uhr

Vor drei Wochen überraschte der Chef der Wagner-Truppe mit einem Marsch bis kurz vor Moskau. Seitdem gibt es in der Causa Prigoschin immer wieder Widersprüche. Eine offizielle Aussage folgt der nächsten, aber keine scheint die ganze Wahrheit zu enthalten.

Der russische Präsident behauptet nun plötzlich, dass die Wagner-Truppe gar nicht existiere, da es in Russland kein Gesetz über private Militärorganisationen gebe. Dabei sind private Armeen in Russland nicht nur nicht erlaubt, sondern auch explizit verboten. Trotzdem wurde die nicht existierende Privatarmee des Putin-Vertrauten Jewgeni Prigoschin mit staatlichen Geldern finanziert. Allein zwischen Mai 2022 und Mai 2023 zahlte der russische Staat 86,262 Milliarden Rubel an Wagner.

Ein weiterer Widerspruch betrifft die Bewaffnung der Wagner-Kämpfer. Obwohl Prigoschin behauptete, dass seinen Kämpfern Munition vorenthalten wurde, haben sie nun große Mengen an Waffen und über 2500 Tonnen Munition zurückgegeben.

Auch in Bezug auf die Geschäfte mit dem russischen Staat gibt es Ungereimtheiten. Entgegen erster Meldungen macht Prigoschin offenbar weiter Geschäfte mit Hilfe seiner Catering-Firmen, die Schulen, Kindergärten und die regulären Streitkräfte mit Essen beliefern. Durch die Versorgung der Armee verdiente Prigoschin zuletzt mehr als 830 Millionen Euro.

Es stellt sich die Frage, ob Prigoschins Sonderrolle zu Strafverfolgung führen kann. Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow bestätigte, dass er wenige Tage nach dem Marsch zu Gast beim Präsidenten war. Dieses Treffen dauerte fast drei Stunden und beinhaltete 35 Wagner-Kommandeure und die Führung des Unternehmens.

Die Gespräche zwischen Prigoschin und Putin könnten sich um eine mögliche Weiterbeschäftigung der Wagner-Kämpfer gedreht haben. Prigoschins Firmen sind angeblich in vielen Ländern im Nahen Osten und in Afrika aktiv und machen lukrative Geschäfte mit Öl, Diamanten, Gold und seltenen Metallen. Der Wert der kontrollierten Edelmetalle und Diamanten wird auf mindestens 100 Milliarden Dollar geschätzt.

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Es wird vermutet, dass Prigoschin diese Ressourcen für einen kleinen einflussreichen Kreis verwaltet, dem er selbst angehört. Die Causa Prigoschin hat somit weitreichende Auswirkungen und wirkt sich offenbar tief in das Machtsystem von Putin aus. Die vielen Widersprüche und Kehrtwenden von höchster offizieller Stelle lassen vermuten, dass es in dieser Angelegenheit um weitaus mehr geht als um das Schicksal von „Putins Koch“.

Sophie Müller

Sophie Müller ist eine gebürtige Stuttgarterin und erfahrene Journalistin mit Schwerpunkt Wirtschaft. Sie absolvierte ihr Studium der Journalistik und Betriebswirtschaft an der Universität Stuttgart und hat seitdem für mehrere renommierte Medienhäuser gearbeitet. Sophie ist Mitglied in der Deutschen Fachjournalisten-Assoziation und wurde für ihre eingehende Recherche und klare Sprache mehrmals ausgezeichnet. Ihre Artikel decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der lokalen Wirtschaftsentwicklung bis hin zu globalen Finanztrends. Wenn sie nicht gerade schreibt oder recherchiert, genießt Sophie die vielfältigen kulturellen Angebote Stuttgarts und ist eine begeisterte Wanderin im Schwäbischen Wald.

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