Das Künstlerhaus Stuttgart hat beschlossen, die Bürger direkt in den Prozess der Kunstaufträge im öffentlichen Raum einzubeziehen. Diese Initiative zielt darauf ab, das Verständnis von Kunst in der Gesellschaft zu demokratisieren und den Zugang für eine breitere Bevölkerungsschicht zu öffnen. Das Konzept orientiert sich an der Idee des französischen Künstlers François Hers aus dem Jahr 1990, der den Gedanken vorantrieb, dass Kunstwerke nicht nur von Privilegierten in Auftrag gegeben werden sollten, sondern von jedem Bürger als „Neue Auftraggeber“.
Die Vorstandsvorsitzende des Künstlerhauses Stuttgart, Ania Corcilius, betont die Bedeutung, neue Zugänge zur Kunst zu schaffen und Kunstinstitutionen sowie Künstler und Künstlerinnen im öffentlichen Raum sichtbar zu machen. Das Künstlerhaus fungiert in diesem Projekt als Vermittler zwischen der Bürgerschaft und den Künstlern, wobei besonderer Wert auf die Schaffung eines gemeinschaftlichen Dialogs gelegt wird.
Zu Beginn des Prozesses werden sogenannte „Neue Auftraggeber“ aus der Bürgerschaft sowie Mediatoren gesucht, die die Bürger unterstützen und als Übersetzer der Kunstsprache dienen. Erst in einem späteren Schritt werden die Künstler in den Prozess eingebunden, um die kreativen Ideen und Wünsche der Bürger umzusetzen. Durch diese partizipative Herangehensweise wird angestrebt, die Gemeinschaft zu stärken und Menschen näher zusammenzubringen.
Der Mediator Gerrit Gohlke betont die Bedeutung, nicht zuerst über Kunst zu sprechen, sondern darüber, was die Bürger konkret verändern oder verwirklichen möchten. Dieser Ansatz betont die soziale Komponente des Projekts, das darauf abzielt, Gemeinschaftssinn zu fördern und die Interaktion zwischen Bürgern, Künstlern und Mediatoren zu intensivieren. Durch eine offene Herangehensweise an unterschiedliche künstlerische Ausdrucksformen im öffentlichen Raum wird Vielfalt und Kreativität gefördert, um die Stuttgarter Bürger aktiv an der Gestaltung ihres städtischen Umfelds zu beteiligen.