Der Schulleiter der Eichendorffschule in Erlangen, Bayern, Helmut Klemm, beschreibt die Auswirkungen eines traditionellen Schulsystems, das von acht Uhr bis zwölf Uhr Unterricht bietet, gefolgt von Hausaufgaben. Klemm betont, dass Konflikte in Schulen unvermeidlich seien und stellt fest, dass fast die Hälfte aller Lehrkräfte von Mobbing bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen an ihrer Schule betroffen seien. Um diese Konflikte zu lösen, sieht er in Ganztagsschulen eine bessere Möglichkeit, da dort mehr Zeit für die Bewältigung von Problemen zur Verfügung stehe.
Der Rektor kritisiert Halbtagsschulen und ihren erzieherischen Ansatz, der oft auf klassischer Konditionierung basiert. Er bemängelt die fehlende Zeit für den zwischenmenschlichen Austausch sowie die Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler. Klemm führt aus, dass Halbtagsschulen oft auf reinen Wissensvermittlung fokussiert seien, während Aspekte wie Identifikation mit der Klasse und Spaß miteinander vernachlässigt würden. Dies führt laut ihm zur schlimmsten Form der Schule.
Auch in Bezug auf Ganztagsschulen äußert sich Klemm kritisch. Er differenziert zwischen offenen und gebundenen Ganztagsschulen und betont, dass er sich für Bildungsgerechtigkeit einsetzt. Für ihn bedeutet eine Ganztagsschule mehr als nur Betreuung – sie sollte ein Ort des gemeinsamen Lernens und Lebens sein. Er plädiert dafür, Ganztagsschulen als fundamental andere Bildungseinrichtungen zu konzipieren, die über eine reine Verlängerung des Schulalltags hinausgehen.
Abschließend unterstreicht Klemm die Bedeutung von außerschulischen Kooperationen, sei es mit Musikvereinen oder Handwerkern. Er betont, dass Schule nicht allein durch Lehrkräfte gestaltet werde und dass eine erweiterte Perspektive auf Bildung eine vielfältige Partnerschaft erfordere. Klemm wirft einen Blick auf internationale Beispiele wie Kanada, wo Nachmittagsaktivitäten an Schulen als Normalität angesehen werden.