Bayreuth: Neuer Kurs für die Wagner-Festspiele
Die Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Am Eröffnungstag verkündete der Freistaat Bayern, dass er künftig mehr für das weltbekannte Festival zahlen und weitere Anteile der Festspiel-Gesellschaft übernehmen will. Auch der Bund ist zu mehr Verantwortung bereit, allerdings nur bei grundlegenden Reformen auf dem Grünen Hügel.
Bei den Festspielen selbst standen jedoch weniger die Debatten ums Geld im Vordergrund, sondern vielmehr die edlen Roben, die prominenten Gäste und natürlich die Frage, wie das Publikum die Neuproduktion von „Parsifal“ aufnehmen wird. Der US-Regisseur Jay Scheib setzt in seiner Inszenierung auf moderne Technik und Augmented Reality, um das Geschehen auf der Bühne durch virtuelle Elemente zu ergänzen.
Im strömenden Regen und bei Donnergeräuschen beeilte sich die Prominenz über den roten Teppich. Unter den Gästen waren EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Schauspielerinnen Maria Furtwängler und Margarita Broich.
Bisher sind der Bund, der Freistaat Bayern und die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) mit je 29 Prozent der Anteile gleichberechtigte Gesellschafter und finanzieren den Festspiel-Betrieb mit rund drei Millionen Euro pro Jahr. Die restlichen Anteile hält die Stadt Bayreuth. Allerdings hat der Förderverein der „Freunde“ angekündigt, aufgrund geringerer Einnahmen künftig weniger zahlen zu können.
Das bayerische Kabinett beschloss nun eine Aufstockung der Anteile. Ab 2025 soll der Freistaat Bayern 37 Prozent der Gesellschafteranteile übernehmen. Der Kunstminister Markus Blume betonte, dies bedeute ein höheres finanzielles Engagement des Freistaats. Die Umsetzung solle nun gemeinsam mit den Gesellschaftern besprochen werden. Blume geht davon aus, dass auch der Bund eine größere Verantwortung übernimmt, wenn es zu grundlegenden Veränderungen kommt.
Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte, dass eine stärkere Rolle des Bundes mit Reformen einhergehen müsse. Sie forderte, historische Strukturen in Bayreuth mit Mut und Kreativität neu zu denken. Roth begrüßte die bayerischen Pläne als gute Basis für die gemeinsamen Beratungen und betonte, dass der Bund bereit sei, mehr Verantwortung zu übernehmen, allerdings im Rahmen einer notwendigen Strukturreform. Sie forderte Öffnungen und neue Formate, um Bayreuth zukunftsfähig zu machen. Zudem müsse es ein konstruktives Leitungsgefüge geben, das gut zusammenarbeiten könne.
Laut Blume sollen nun 16 Prozent der Anteile der Gesellschaft der Freunde „paritätisch von Bund und Freistaat Bayern übernommen werden“. Damit würde die Gesellschaft der Freunde nur noch 13 Prozent halten, so wie die Stadt Bayreuth. Bund und Freistaat hätten dann je 37 Prozent. Blume betonte jedoch, dass ein vollständiger Rückzug der GdF aus der Gesellschaft nicht geplant sei.
Aktuell haben die „Freunde“ großen Einfluss auf die Festspiele und begleiten die Arbeit von Festspiel-Chefin Katharina Wagner kritisch. Mit der neuen Struktur wird dieser Einfluss jedoch abnehmen. Die Veränderung in der Gesellschafterstruktur müsse innerhalb der Gesellschaft diskutiert werden und werde sich auf die Stimmgewichtung in den Gremien auswirken, so Blume. Ob damit auch der Vorsitz neu geregelt wird, bleibt noch offen.
Blume betonte, dass der Freistaat Bayern klar zu den Bayreuther Festspielen stehe und diese als eines seiner großen kulturellen Aushängeschilder betrachte. Um die Festspiele erfolgreich in die Zukunft zu führen, seien sowohl eine klare künstlerische als auch eine klare kaufmännische Verantwortung notwendig.
Zuletzt gab es öffentliche Unstimmigkeiten zwischen der Intendantin Katharina Wagner und dem Geschäftsführer Ulrich Jagels über den Vertrieb. Auch die Tatsache, dass die Festspiele in diesem Jahr nicht ausverkauft sind, wurde auf Fehler im Vertrieb und höhere Ticketpreise zurückgeführt. Wagner’s Vertrag läuft 2025 aus, Blume hatte jedoch bereits angekündigt, dass er eine Verlängerung mit ihr anstrebt.