Chaos und Komik: Romulus' verspielter Untergang im Theater Heilbronn

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Gustav Rueb inszeniert Dürrenmatts "Romulus der Große" am Theater Heilbronn. Premiere am 6. Juni 2025. Einblicke in den Untergang des Weströmischen Reiches.

Gustav Rueb inszeniert Dürrenmatts "Romulus der Große" am Theater Heilbronn. Premiere am 6. Juni 2025. Einblicke in den Untergang des Weströmischen Reiches.
Gustav Rueb inszeniert Dürrenmatts "Romulus der Große" am Theater Heilbronn. Premiere am 6. Juni 2025. Einblicke in den Untergang des Weströmischen Reiches.

Chaos und Komik: Romulus' verspielter Untergang im Theater Heilbronn

Am 6. Juni 2025 feierte das Theater Heilbronn die Premiere von Friedrich Dürrenmatts Komödie „Romulus der Große“, die von Gustav Rueb inszeniert wurde. Das Stück, das in vier Akten die letzten Tage des Weströmischen Reiches thematisiert, spielt in der Zeit vom 15. bis 16. März 476. Hauptdarsteller Oliver Firit verkörpert dabei die Figur des Kaiser Romulus, der inmitten des Verfalls seines Imperiums um Hühner kümmert, die nach römischen Kaisern und Philosophen benannt sind.

Die Inszenierung zeigt auf eindringliche Weise den Zustand eines Reiches, das im Niedergang begriffen ist. Während germanische Truppen unter Feldherrn Odokar das Land bedrohen, bleibt Romulus ungerührt. Seine regierende Untätigkeit und sein Desinteresse am fortschreitenden Fall seines Reiches offenbaren sich in seinem Umgang mit Staatsgeldern und der überstürzten Flucht seines Finanzministers. Selbst das Angebot des Hosenfabrikanten Cäsar Rupf, Millionen zu investieren, wenn er Romulus’ Tochter heiraten dürfe, lehnt er ab.

Ein groteskes Bild der Herrschaft

In dieser Komödie bedient sich Dürrenmatt der Technik der „Verkleinerung“ historischer Figuren, um deren Menschlichkeit herauszustellen. Romulus sieht sich selbst als Richter seines verkommenen Vaterlandes, während seine Frau Julia und der Hofstaat alarmiert sind und Maßnahmen fordern. Aer von einem wirklichen Handeln sieht der Kaiser ab, verfolgt er doch in Wahrheit ein höheres Ziel: den Untergang des römischen Weltreiches.

Das Bühnenbild, gestaltet von Florian Barth, enthält anachronistische Elemente, darunter Fotos von Politikern und Requisiten aus den 1950er Jahren. Dies unterstreicht die zeitlose Relevanz der Stückthematik, die sich mit dem Zustand der Welt und der Utopie Romulus’ in der heutigen Zeit auseinandersetzt. Musikalisch zitiert die Inszenierung den Italowestern und verstärkt damit den absurden Charakter der Aufführung.

Reaktionen des Publikums

Die Reaktionen des Publikums auf die Premiere waren gemischt. Während es kaum Lachen beim Vortrag gab, wurde die Inszenierung mit starkem Schlussapplaus bedacht. Auch die Inszenierung solcher relevanten Themen wie Nationalismus und Krieg, die für die Entstehungszeit des Werkes in den Jahren nach 1949 besonders sind, wird nicht vernachlässigt.

„Romulus der Große“ findet in einer spannenden Zeit statt, in der Dürrenmatts grotesk-scharfsinnige Analyse der politischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge eine moderne Lesart erfährt. Die Inszenierung wird für 2 Stunden und 30 Minuten aufgeführt, inklusive einer Pause, und bietet damit ausreichend Raum, die tiefgründigen Fragestellungen zu erkunden, die Dürrenmatt in seinem Werk thematisiert.

Für die musikalische Untermalung zeichnet Fiete Wachholtz verantwortlich, während Christine Härter die Dramaturgie übernimmt. Auch die Kostüme von Juliane Molitor und Nina Kroschinske sind Teil dieses faszinierenden Theaters, das schon heute, nur einen Tag nach der Premiere, auf starkes Interesse stößt. In einem Zustand, in dem das Publikum rauchig und belustigt aus dem Theater strömt, bleibt die Frage: Was können wir aus diesem grotesken Spiegelbild unserer Vergangenheit und unserer ethischen Dilemmata der Gegenwart lernen?

Für weitere Informationen zur Inszenierung und den beteiligten Künstlern verweisen wir auf die Theater Heilbronn und nachtkritik.de.