Generationen im Gespräch: Offiziere über den Wandel der Bundeswehr!

Generationen im Gespräch: Offiziere über den Wandel der Bundeswehr!
Dorfen, Deutschland - In einem bedeutenden Treffen zwischen Oberstleutnant a.D. Gisbert Becker und der angehenden Oberstleutnantin Irina Rott in Dorfen kommen verschiedene Perspektiven zur Bundeswehr zur Sprache. Der Altersunterschied von 50 Jahren zwischen den beiden Offizieren verdeutlicht den Wandel innerhalb der Streitkräfte, den Becker und Rott repräsentieren. Becker, geboren 1937 in München, war Zeuge des Zweiten Weltkriegs und gehört zur ersten Generation der Bundeswehr, die 1955 gegründet wurde. Seine Karriere führte ihn durch Deutschland, Italien, die USA und in NATO-Missionen. Auf seinen Erfahrungen basiert sein Wissen, das er nun an die junge Offizierin Rott weitergibt, die 1987 geboren wurde und 2007 in die Bundeswehr eintrat.
Rott, die derzeit in Sizilien die deutsche Komponente der NATO ISR Force leitet, hat wie Becker eine vielschichtige Karriere durchlaufen. Sie hat in verschiedenen Städten, darunter Hamburg und Bonn, gedient und spricht fließend Italienisch, was sie für eine wichtige Ausbildungsmission in Rom qualifizieren könnte. Becker zeigt sich beeindruckt von ihrem Werdegang und sieht in ihm eine Bestätigung für den zukunftsweisenden Trend, auch Frauen in der Bundeswehr Führungspositionen einzuräumen.
Frauen in der Bundeswehr
Der Anteil von Frauen in der Bundeswehr beträgt derzeit über 24.000, was 13 Prozent des Gesamtpersonals ausmacht. Es gibt ambitionierte Ziele, den Frauenanteil auf mindestens 15 Prozent zu erhöhen. Frauen fliegen Kampfflugzeuge, fahren Panzer und übernehmen Kommandos in verschiedenen militärischen Einheiten. Dennoch sind Schlüsselpositionen in der Führung nach wie vor rar gesät. Im Sanitätswesen gibt es lediglich drei Frauen im Generalsrang, und erst für das Jahr 2029 wird die erste Frau in dieser Position erwartet. Der Mangel an weiblichen Vorbildern wird auch als ein Grund dafür genannt, dass seit 2018 der Anteil junger Frauen, die die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber sehen, halbiert hat, wie der Reservistenverband berichtet.
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat angekündigt, aktiv Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen zu wollen, um die Personalprobleme in der Bundeswehr zu lindern. Ein zentraler Kritikpunkt unter Offizierinnen ist der Mangel an Frauen in Führungspositionen und die Rückkehr zu „typisch militärischen“ Themen innerhalb der Bundeswehr, die dem Thema Frauenförderung wenig Raum geben. Die von Ursula von der Leyen angestoßene Diskussion über Frauen in Führungspositionen scheint ins Stocken geraten zu sein.
Herausforderungen und Perspektiven
Frauen sehen sich aktuell nicht nur mit hohen Erwartungen an Flexibilität und Erreichbarkeit konfrontiert, sondern kämpfen auch mit einem Arbeitsumfeld, in dem Themen wie Kinderbetreuung und Teilzeitarbeit von männlichen Kollegen häufig als weniger wichtig erachtet werden. Offizierinnen fordern daher eine politische Priorisierung der Frauenförderung und gezielte Maßnahmen, um geeignete Frauen für Führungspositionen zu finden.
Die Bundeswehr bietet über 1000 Berufsbilder und hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht – von der Eröffnung aller Laufbahnen für Frauen bis hin zur Erreichung des Generalsranges für einige herausragende Frauen wie Verena von Weymarn und Lale Bartoschek. Dennoch bleibt der Weg zur Normalität noch lang, und der Austausch zwischen erfahrenen und neuen Offizieren, wie es Becker und Rott praktizieren, ist unverzichtbar für den weiteren Fortschritt.
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Ort | Dorfen, Deutschland |
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